Zum zweiten Mal innerhalb weniger Tage ist das provisorische Zeltlager für Migranten und Flüchtlinge auf Lesbos bei starken Regenfällen zum Teil überflutet worden. Bilder in griechischen Medien zeigten am Dienstagabend von Schlamm und Wasser geflutete Zelte sowie Container, die knöchelhoch im Wasser stehen.

Bereits vergangene Woche waren rund 80 der 1.100 Zelte im Schlamm untergegangen. Die griechischen Behörden und das UN-Flüchtlingshilfswerk (UNHCR) wollten daraufhin Maßnahmen ergreifen, um dem zunehmend herbstlichen Wetter mit starken Regenfällen und Kälte entgegenzutreten.

Zelte seien ungeeignet

Das provisorische Zeltlager "Kara Tepe" war in Windeseile errichtet worden, nachdem das ursprüngliche Lager Moria vor gut einem Monat bei einem Großbrand fast völlig zerstört worden war. Derzeit wohnen dort nach Angaben des UNHCR rund 7.800 Flüchtlinge und Migranten. Das Lager sei eine vorläufige Einrichtung, hieß es vergangene Woche bei der EU. Die Bedingungen seien nicht annähernd perfekt. Eine Arbeitsgruppe aus EU-Kommission und griechischen Behörden arbeite an besseren Unterkünften.

Die einfachen Zelten seien völlig ungeeignet, um die Menschen "vor dem schlechten Wetter oder gar dem kommenden Winter zu schützen", sagte der Einsatzleiter von Ärzte ohne Grenzen auf Lesbos, Stephan Oberreit, in einer Stellungnahme gegenüber der APA. "Die Situation ist beschämend und völlig inakzeptabel." Ärzte ohne Grenzen habe wiederholt davor gewarnt, dass das neue Lager durch den Standort direkt an der Küste völlig den Witterungsbedingungen ausgesetzt sei. "Es ist ein Teufelskreis von Leid und Elend, in dem die Menschen auf Lesbos festsitzen. Die Menschen brauchen einen sicheren Ort, an dem sie ein Leben in Würde beginnen können, aber stattdessen wurden sie von einem Camp in ein anderes verlegt, wodurch ihre physische und psychische Gesundheit gefährdet ist. Das ist vorsätzliche Vernachlässigung und eine Schande."

Caritas: Situation in Moria nach wie vor "katastrophal"

Einen Monat nach dem Brand im Flüchtlingslager Moria auf der griechischen Insel Lesbos ist die Lage nach Angaben der Caritas "nach wie vor katastrophal". Vertreter der Hilfsorganisation reisten am Sonntag nach Griechenland, um sich ein Bild von der Lage zu machen. An einer Evakuierung von besonders verletzlichen Menschen - von Familien und Kindern, kranken und pflegebedürftigen Menschen - führe "kein Weg vorbei", so Caritas-Generalsekretär Klaus Schwertner laut Aussendung.

Von einer Entspannung der Lage könne derzeit noch keine Rede sein, erklärte die Caritas-Katastrophenhelferin Daniela Pamminger. "Zwar wurden zuletzt Hunderte Menschen, die bereits Asyl erhalten haben sowie weitere vulnerable Personen aufs griechische Festland gebracht. Doch die hygienischen Zustände in den Camps sind - wie die jüngsten Regenfälle auf Lesbos gerade vor Augen geführt haben - vielerorts nach wie vor ein Desaster, die Lager sind auf den bevorstehenden Winter völlig ungenügend vorbereitet". Die Zahl der Corona-Infektionen sei weiterhin hoch und auch das neue Lager auf Lesbos, Kara Tepe, sei als dauerhafte Lösung nicht geeignet: "Die Zelte sind nicht winterfest, es gibt bisher keine Duschen und kaum Privatsphäre", so Pamminger.