Nachdem ein Boot mit Dutzenden Migranten an Bord vor der Küste der Stadt Crotone im süditalienischen Kalabrien in Brand geraten ist, werden sechs Flüchtlinge vermisst. Zwei Polizisten, die sich mit der Küstenwache an der Rettungsaktion beteiligten, wurden verletzt, berichteten italienische Medien am Sonntag.

Das Boot war in Brand geraten während die italienische Küstenwache dabei war, die Flüchtlinge an Bord ihres Schiffes zu nehmen und sie somit in Sicherheit zu bringen. Danach kam es zu einer Explosion auf dem Flüchtlingsboot. Offenbar dürfte sich Treibstoff entzündet haben. Einer der verletzten Polizisten kam mit Brandwunden davon, ein anderer brach sich ein Bein. Die Küstenwache musste mehrere Migranten retten, die wegen der Explosion ins Meer sprangen.

Sea-Watch 4

Unterdessen nahm das Rettungsschiff "Sea-Watch 4" Migranten von der "Louise Michel" im Mittelmeer auf. Wie Sea-Watch am Samstagabend twitterte, seien rund 150 Menschen auf das Schiff der Organisation gewechselt. Auf der "Sea-Watch 4" seien nun rund 350 Personen, "die so schnell wie möglich in einem sicheren Hafen an Land gelassen werden müssen."

Das meldete die Organisation. "Es ist noch nicht vorbei", twitterte indes die "Louise Michel" am späten Samstagabend. "Wir fordern jetzt einen sicheren Ort für alle Überlebenden." Banksy, Streetart-Künstler und Unterstützer des Schiffes, meldete sich am Samstag mit einem neuen Video zu Wort.

Bei Lampedusa

Die Besatzung der unter deutscher Flagge fahrenden "Louise Michel" hatte am Freitagabend um Hilfe gebeten. Das Schiff befand sich am Samstag südöstlich von Lampedusa. Eine zehnköpfige Crew kümmerte sich den Angaben zufolge zeitweise um 219 Menschen an Bord des Schiffes, die bei Rettungsaktionen aufgenommen worden waren. 89 waren am Donnerstag gerettet worden, 130 weitere am Freitag. Weil das Schiff bereits voll war, mussten 33 von ihnen zunächst auf einer Rettungsinsel ausharren. An Bord befand sich auch ein Toter, andere Migranten waren verletzt. Das Schiff konnte sich nach eigenen Angaben nicht mehr sicher fortbewegen.

Die italienische Küstenwache hatte am Samstag nach eigenen Angaben 49 Menschen aufgenommen. Ein von der Insel Lampedusa entsandtes Patrouillenschiff habe 32 Frauen, 13 Kinder und 4 Männer an Bord geholt, teilte die Behörde mit. Diese galten demnach als am stärksten gefährdet. Auch der Tote wurde von der "Louise Michel" geholt.

Die zuständigen Behörden hatten nach Angaben der Besatzung der "Louise Michel" zunächst nicht auf Hilferufe reagiert. Das Rettungsschiff habe die italienische Küstenwache, das maltesische Militär und die Seenotleitung Bremen vergeblich um Hilfe gebeten, hieß es in Tweets. Auch Sea-Watch International hatte via Twitter um Hilfe gebeten. "Warum? Weil die europäischen Behörden erneut Hilfe verweigern. Schande über die EU!"

Erst kürzlich war bekannt geworden, dass der geheimnisumwitterte Streetart-Künstler Banksy das Rettungsschiff unterstützt. "Er hat das Schiff finanziert und bemalt", hatte die Sprecherin einer Organisation, die eine eigene Website zur "Louise Michel" erstellt hat, am Freitag der Deutschen Presse-Agentur bestätigt. Wer der Besitzer des Schiffes ist, wollte die Sprecherin nicht sagen.

In einem neuen Video auf Instagram kritisierte der Künstler den Umgang der EU mit Flüchtlingen auf dem Mittelmeer. "Wie die meisten Menschen, die es zu etwas in der Kunstwelt gebracht haben, habe ich eine Yacht gekauft, um auf dem Mittelmeer herumzukreuzen", ist mit ironischem Unterton in den Untertiteln des knapp einminütigen Videos zu lesen.

Der Zusammenschnitt zeigt Fotos und Videosequenzen, die unter anderem die "Louise Michel" und schwarze Migranten im Wasser zeigen. Auf dem rosa bemalten Schiff ist auf einer Schiffswand ein Kunstwerk Banksys zu sehen: ein Mädchen mit Schwimmweste und einem herzförmigen Rettungsring. "Es ist ein Schiff der französischen Marine, das wir in ein Rettungsboot umgebaut haben, weil die EU-Behörden Notrufe von "Nicht-Europäern" absichtlich ignorieren", hieß es.

Das Video, das innerhalb von zehn Stunden knapp 2,4 Millionen Mal aufgerufen wurde, endet in Anlehnung an die Bewegung "Black Lives Matter" mit der Aufschrift: "All Black Lives Matter" (etwa: Alle schwarzen Leben zählen).