Nach dem Flugzeugunglück in Indien ist die Zahl der Todesopfer auf 18 gestiegen. Mehr als 120 weitere Passagiere wurden bei dem Unglück am Freitag verletzt - 22 von ihnen schwer, wie die Behörden am Samstag mitteilten. Die Maschine der Fluggesellschaft Air India Express war auf dem Flughafen Kozhikode im südlichen Bundesstaat Kerala bei starkem Regen über das Ende der Landebahn hinausgeschlittert und in zwei Teile zerbrochen.

Die Boeing 737 kam aus Dubai und hatte nach Angaben der Airline 191 Passagiere und Besatzungsmitglieder an Bord. Unter den Toten waren nach Krankenhausangaben auch die beiden Piloten und vier Kinder.

Rückholaktion wegen der Pandemie

Der Flug war Teil einer Rückholaktion für in der Corona-Pandemie im Ausland gestrandete Inder. Zehntausende Inder wurden in den vergangenen Monaten mit hunderten Flügen insbesondere aus den Golfstaaten in ihre Heimat zurückgebracht. Aus Flugunterlagen geht hervor, dass 15 der Passagiere ihren Job verloren hatten, zwölf kehrten wegen eines medizinischen Notfalls nach Indien zurück und zwei Reisende waren auf dem Weg zu ihrer Hochzeit.

Laut der zivilen Luftfahrtbehörde DGCA schoss die Maschine in einem Gewitter über das Ende der Landebahn hinaus, rutschte zehn Meter einen Hang hinab und zerbrach. Der Aufprall war so heftig, dass die Nase des Flugzeugs 20 Meter weit weg geschleudert wurde. "Der Treibstoff ist ausgelaufen. Es ist ein Wunder, dass das Flugzeug kein Feuer gefangen hat. Die Bilanz hätte viel schlimmer ausfallen können", sagte ein Sprecher der Rettungskräfte.

Indische Medien berichteten unter Berufung auf eine Flugortungs-Website und Flugsicherungsbeamte, die Piloten hätten vor dem Absturz zwei erfolglose Landeversuche unternommen. Kozhikode gilt als schwieriger Flughafen, da sich seine Landebahn auf einem erhöhten Plateau befindet, das am Ende steil abfällt.

Der 34-jährige Renjith Panangad, der an Bord der Unglücksmaschine war, erinnerte sich nur noch daran, dass das Flugzeug den Boden berührte. Dann habe er einen "Blackout" gehabt, erzählte er von seinem Krankenbett in Kozhikode aus. Nach dem Unfall sei er durch einen Notausgang hinausgeklettert. "Der vordere Teil des Flugzeugs war weg - er war komplett weg. Ich weiß nicht, wie ich es geschafft habe, aber ich bin dankbar."

Der Anrainer Fazal Puthiyakath war einer der Ersten, die am Unglücksort eintrafen. "Wir haben überall nur Schreie gehört. Die Menschen waren voller Blut, einige hatten Knochenbrüche, andere waren bewusstlos", erzählte der 32-Jährige.

Drei Stunden lang arbeiteten die Rettungskräfte im Dunkeln und bei anhaltendem Regen daran, die Opfer aus den Trümmern des Wracks zu befreien. Mehrere Menschen mussten mit Spezialwerkzeug aus den Überresten geschnitten werden. Taxifahrer und örtliche Händler halfen bei der Bergung der Opfer und brachten viele von ihnen ins Krankenhaus, bevor schließlich die Rettungskräfte übernahmen, wie ein Sprecher der Rettungskräfte berichtete.

Keralas Gesundheitsministerin K. K. Shailaja rief alle an der Rettung Beteiligten auf, sich in Quarantäne zu begeben. Es könne nicht ausgeschlossen werden, dass sie sich bei den Passagieren mit dem Coronavirus infiziert hätten.

Premierminister Narendra Modi bekundete auf Twitter sein Beileid für die Angehörigen: "Meine Gedanken sind bei denjenigen, die ihre Liebsten verloren haben. Mögen die Verletzten so schnell wie möglich genesen."

Zuletzt war es in Indien 2010 zu einem schweren Flugzeugunglück gekommen. Damals schoss ebenfalls eine aus Dubai kommende Maschine der Air India Express bei der Landung in Mangalore über die Landebahn hinaus. Sie ging in Flammen auf, 158 Menschen kamen ums Leben, nur acht überlebten.