1. Was ist TikTok?

Im Herkunftsland China als Douyin bekannt, ist TikTok eine vor allem von Kindern und Jugendlichen, aber auch jungen Erwachsenen genutzte App: In 15 bis 60 Sekunden langen Videos präsentieren die User Tanzbewegungen oder andere originelle Szenen – häufig werden die Lippen zu eingespielten, populären Liedern bewegt. Nicht selten geht es außerdem um Akrobatik oder Streiche, die man einander spielt. Das soziale Netzwerk wird unter jungen Menschen immer beliebter, vor allem in Asien. Schon 2018 war TikTok die beliebteste App für Apple-Geräte – mittlerweile hat man schon eine Milliarde Nutzer lukriert.

2. Was ist so besonders an der App?

Die enorme Popularität des Programms erklärt sich durch seine extrem einfache Bedienbarkeit – in wenigen Handgriffen lassen sich kurze Videoclips anfertigen. Laut Betreibern könne man so "Kreativität, Wissen und wichtige Momente des Alltagslebens aufnehmen und präsentieren". Dass die Bewegtbilder in extrem kleinen Häppchen gereicht werden und von anderen Usern kommentiert und bewertet werden können, kommt sehr gut an.

3. Wer steht hinter der chinesischen App und wer verdient gut daran?

Hinter TikTok steht das chinesische Unternehmen ByteDance. Die Videoplattform entstand 2017 durch die Zusammenlegung mit der Mitsing-App Musical.ly. ByteDance gehört dem 36-jährigen Tech-Unternehmer Zhang Yiming, der laut dem Hurun-Report mit einem Vermögen von umgerechnet 11,4 Milliarden Euro zu den 20 reichsten Chinesen zählt. Oft wird die App auch von "Influencern" genutzt.

4. Was konkret werfen Kritiker der App und ihren Betreibern vor?

Prinzipiell ist die Plattform für Personen ab 13 Jahren freigegeben. Da TikTok jedoch keine Altersüberprüfung vornimmt, steht der Betreiber in der Kritik, auch jüngeren Kindern den Zugang zu ermöglichen. Diese würden Gefahr laufen, ihre Daten unachtsam herzugeben. Ein anderer Vorwurf lautet, dass TikTok auch als Werkzeug zum Cybermobbing diene und außerdem gängige Vorurteile gegen gewisse Bevölkerungsschichten bediene. Laut Kritikern werden auch sexistische Inhalte und Kinderpornografie verbreitet. In den USA wurden die Betreiber bereits zu Strafen von mehreren Millionen Dollar verurteilt.

5. Werden politische Statements gesetzt?

Obwohl TikTok laut eigener Aussage nur der Unterhaltung dienen soll, positionieren sich User auch politisch und gesellschaftlich: Der mit Abstand populärste Hashtag ist #BlackLivesMatter – mit bereits 15 Milliarden Videoaufrufen rund um den systemischen Rassismus, den es in den USA gibt. Eine 17-Jährige tarnte unverblümte Kritik an China und seinem Umgang mit Minderheiten als Schmink-Video –und konnte so zwischen Tipps zu Wimpernzange & Co. Millionen erreichen. Indien hat die App nach tödlichen Zusammenstößen seines Militärs mit der chinesischen Armee im Himalaya-Gebirge verboten. Indien war mit rund 120 Millionen Nutzern der größte Markt der Plattform.

6. Warum will Präsident Donald Trump die App aus den USA verbannen?

Offiziell will er den Schritt wegen Sicherheitsbedenken setzen. US-Behörden haben Sorge geäußert, dass das Onlinenetzwerk der in China ansässigen Firma ByteDance Nutzerdaten von US-Usern an die Regierung in Peking weitergebe. Es geht aber auch darum, die Vorherrschaft der USA in der Digitalwirtschaft abzusichern und den Rivalen in die Schranken zu weisen. Eine App, die so schnell wie keine andere zuvor die Milliarden-User-Marke knackte und zwei Milliarden Installationen am Smartphone verzeichnet, könnte auch den Platzhirschen Facebook oder Instagram ihren Rang ablaufen.

7. Hat Trump mit TikTok eine persönliche Rechnung offen?

Durchaus. Die riesige Community rief z. B. vor einigen Wochen dazu auf, Tickets für die Wahlkampfveranstaltung von Trump in Tulsa zu reservieren – aber dann nicht hinzugehen. Das hat dem in den Umfragen derzeit hinter Herausforderer Joe Biden Liegenden eine peinsame Schlappe eingebracht: Nur rund 6000 Fans waren vor Ort – dort, wo Trumps Wahlkampflager rund eine Million Besucher erwartet hatte. Trumps Hotels werden zudem laufend mit 1-Stern-Bewertungen in den Videoclips heruntergemacht: Macht der Masse.

8. Wie wehren sich die Betreiber, was ist an Verkaufsgerüchten dran?

TikTok versichert, dass es China niemals Benutzerdaten zur Verfügung gestellt hat und dies auf Anfrage auch nicht tun würde. In Deutschland wollen die Betreiber nun ein eigenes Sicherheitscenter aufbauen. Bereits jetzt gebe es eine 24-Stunden-Moderation der Inhalte und der Kommentare. Künstliche Intelligenz soll beim Aussieben helfen. Trotzdem laufen derzeit in mehreren Ländern Sicherheitsüberprüfungen. Um ein Verbot in den USA abzuwenden, wäre ein Eigentümerwechsel möglich – so hat Software-Riese Microsoft bereits Interesse bekundet. Durch die jüngsten Aussagen Trumps scheint eine Genehmigung aber unwahrscheinlich.