Kritisiert wird vor allem, dass bis Mitte April Patienten aus Krankenhäusern in Pflegeheime verlegt wurden, ohne vorher standardmäßig auf das Coronavirus getestet worden zu sein. Es sei offensichtlich, dass jeder hätte getestet werden müssen, sagte Ex-Gesundheitsminister Jeremy Hunt von der konservativen Regierungspartei der BBC am Donnerstag. Am Mittwoch hatte bereits Oppositionschef Keir Starmer von der Labour-Partei Premierminister Boris Johnson aufgefordert, Fehler einzugestehen.

Befürchtet wird, dass die Zahl der Sterbefälle in Pflegeheimen weitaus höher ist als bisher bekannt, weil viele Infektionen möglicherweise nicht entdeckt wurden. Darauf weist eine im Vergleich zu den vergangenen Jahren überdurchschnittlich hohe Zahl an Todesfällen hin. Jüngsten Zahlen des Statistikamts ONS (Office for National Statistics) zufolge ereigneten sich in der letzten Aprilwoche sogar 40 Prozent aller Covid-19-Todesfälle in Pflegeheimen.

Die Zahl der täglich registrierten Sterbefälle in Pflegeheimen durch das Coronavirus ging in Großbritannien zuletzt zurück, wie Johnson am Mittwoch bei der wöchentlichen Fragestunde im Parlament betonte. Doch schon jetzt gibt es Rufe nach einem Untersuchungsausschuss.

Großbritannien ist das Land mit den meisten offiziell erfassten Corona-Toten in Europa - selbst nach den Zahlen des Gesundheitsministeriums, das nur die Todesfälle unter zuvor positiv getesteten Patienten erfasst. Demnach waren es bis Donnerstag etwa 33.600 Todesfälle.