Die ehemalige Wikileaks-Informantin Chelsea Manning hat versucht, sich das Leben zu nehmen. Manning sei am Mittwoch in ein Krankenhaus gebracht worden und erhole sich derzeit, teilte die Unterstützergruppe "Sparrow Projekt" mit.

Der Suizidversuch erfolgte demnach zwei Tage vor einer Gerichtsanhörung im US-Bundesstaat Virginia wegen Mannings Weigerung, zum Fall des Wikileaks-Gründers Julian Assange auszusagen.

"Sie bleibt standhaft in ihrer Weigerung, an einem geheimen Grand-Jury-Verfahren teilzunehmen, das sie für äußerst missbrauchsanfällig hält", erklärte "Sparrow Project". Manning habe bereits darauf hingewiesen, "dass sie nicht ihre Prinzipien verraten wird, selbst auf die Gefahr hin, dass es ihr ernsthaft schadet". Manning argumentiert, sie habe schon vor Jahren über ihre Beziehung zu Wikileaks ausgesagt.

Vorwurf der Missachtung der Justiz

Bei der Anhörung Mannings am Freitag vor einem Richter in Virginia geht es um den Vorwurf der Missachtung der Justiz. Anfang März 2019 war sie in Beugehaft gekommen, weil sie sich weigerte, vor der Grand Jury des Gerichts auszusagen. Die Grand Jury - ein mit weitreichenden Ermittlungsvollmachten ausgestattetes Geschworenengremium - war mit dem Fall Wikileaks und seines Gründers Julian Assange befasst. Nach einer vorübergehenden Freilassung wurde Manning im Mai erneut in Gewahrsam genommen.

Die Enthüllungsplattform Wikileaks hatte 2010 und 2011 hunderttausende geheime US-Militärdokumente über die Kriege im Irak und in Afghanistan sowie vertrauliche Diplomatendepeschen veröffentlicht. Quelle war die vor einer Geschlechtsumwandlung damals noch als Soldat Bradley Manning lebende Manning, die das Material von Militärrechnern herunterlud und Wikileaks zuspielte.

Spionage

Manning wurde 2010 festgenommen und im August 2013 wegen Spionage zu 35 Jahren Gefängnis verurteilt. Durch einen Gnadenerlass des damaligen US-Präsidenten Barack Obama kam Manning 2017 vorzeitig frei.

Assange kämpft gegen Auslieferung an die USA

Wikileaks-Gründer Assange kämpft derzeit vor einem Gericht in London gegen eine Auslieferung an die USA. Die USA beschuldigten Assange zunächst nur der Verschwörung zum Angriff auf Regierungscomputer. Im Mai 2019 wurde die Anklage erheblich verschärft. Wegen Verstoßes gegen Anti-Spionage-Gesetze erhob die US-Justiz Anklage in 17 weiteren Punkten. Bei einer Verurteilung in den USA drohen Assange bis zu 175 Jahre Haft.