Noch ist das in China ausgebrochene Coronavirus in Europa nur vereinzelt in Erscheinung getreten. Wie die Situation in den kommenden Wochen aussehen könnte, errechnet das Europäische Zentrum für die Prävention und die Kontrolle von Krankheiten (ECDC) mit Sitz im schwedischen Solna. Täglich werden dort unterschiedliche Modelle erstellt, um die Mitgliedsstaaten für einen Ausbruch zu wappnen.

Die Entscheidung, das ECDC zu gründen, fiel im April 2004, mit einer Verordnung des Europäischen Parlamentes und des Europäischen Rates. Knapp ein Jahr später nahm das Zentrum seine Arbeit auf. Die Seuchenbehörde, wie sie kurz genannt wird, ermittelt seitdem durch übertragbare Krankheiten bedingte Risiken für die menschliche Gesundheit, bewertet diese und gibt die Informationen an die einzelnen Gesundheitsbehörden weiter.

Höchste Alarmstufe

"PHE Level 2 Acute Phase" ist derzeit auf dem großen roten Display im "Emergency Operation Centre", dem Kontrollraum des CEE zu lesen. Höchste Alarmstufe also, geschuldet ist diese dem Coronavirus. Allerdings beschreibt der Status nicht die Gefahr durch das Virus, sondern gibt den Arbeitsaufwand wieder, den der Ausbruch der Seuche derzeit verursacht. In zwei Schichten wird derzeit gewacht, gerechnet und informiert, täglich von 6 bis 22 Uhr.

Spätschicht hat gerade Bruno Ciancio, dem man die Last der vergangenen Tage seit dem Ausbruch des Coronavirus deutlich ansieht. Insgesamt arbeiten etwas über 200 Mitarbeiter in dem Zentrum nahe Stockholm. Ihre Aufgabe ist es, tägliche "Updates" zu den weltweiten Infektionen an die EU-Mitgliedsstaaten zu verschicken. Etwa über die Steigerung der registrierten Infektionen sowie der Todesfälle - derzeit starben rund zwei Prozent aller angesteckten Personen.

Der Fokus liegt natürlich auf Europa. Die meisten Infektionen mit dem Coronavirus kann derzeit Deutschland mit mittlerweile 14 Fällen aufweisen. Eine aus Shanghai zurückgekehrte Mitarbeiterin einer Firma hat dort mehrere Kollegen bei einem Meeting angesteckt. In solchen Fällen geht es darum, das Virus so schnell wie möglich zu isolieren.

Direktorin der Seuchenbehörde ist seit Juni 2017 die Deutsche Andrea Ammon, die schon vor 17 Jahren für die deutsche Gesundheitsbehörde gearbeitet hatte. Schon damals hätten die Institutionen Informationen, wie sie das ECDC liefert, dringend gebraucht, sagt sie. Neu sei auch, wie offen der Datenaustausch mit China funktioniere. Tägliche Abstimmungen gibt es auch mit der Weltgesundheitsorganisation WHO und anderen derartigen Institutionen.

Szenarien errechnet

Wie es mit dem Coronavirus weitergeht, können auch die Experten im ECDC nicht sagen, weswegen mehrere mögliche Szenarios errechnet, um die Mitgliedsstaaten auf alles vorzubereiten. Dass es bei den wenigen Fällen in Europa bleiben wird, glauben aber auch die Seuchenexperten nicht, da sich die Symptome schwer etwa von einer Grippeerkrankung unterscheiden lassen. Derzeit werde ein Impfstoff erforscht, den es wohl früher geben werde als ein Medikament.

Österreichischen Besuch im Europäischen Zentrum für die Prävention und die Kontrolle von Krankheiten gab es am Freitag. Im Rahmen ihrer Tour durch mehrere europäische Hauptstädte besuchte Europaministerin Karoline Edtstadler (ÖVP) die Institution.

WHO besorgt wegen Verbreitung falscher Infos

Die Weltgesundheitsorganisation WHO geht indes nach eigenen Angaben gegen Falschinformationen zum neuen Coronavirus vor. Falsche Informationen über das Virus sorgten für Verwirrung und Angst in der Bevölkerung, sagte WHO-Generaldirektor Tedros Adhanom Ghebreyesus am Samstag in Genf.

"Wir bekämpfen daher auch die Trolle und Verschwörungstheoretiker, die falsche Informationen verbreiten und damit die Arbeit gegen den Ausbruch unterlaufen", so Tedros.

Der WHO-Chef erklärte, dass man dafür auch mit zahlreichen sozialen Netzwerken in Kontakt sei. "Wir haben sie gebeten, falsche Informationen herauszufiltern und korrekte Infos von vertrauenswürdigen Quellen zu begünstigen." Über Instagram und Youtube habe die WHO zudem den Kontakt zu Influencern gesucht und darum gebeten, sachliche Nachrichten über das Virus zu verbreiten. "Der Fokus liegt dabei auf der Region Asien-Pazifik", sagte Tedros.