1.  Warum ist die Lage so dramatisch?

In Ostafrika ist die Lage besonders verheerend, weil dort ohnehin große Nahrungsmittelunsicherheit herrscht. 25,5 Millionen Menschen haben zu wenig zum Essen. „Allein 2019 gab es eine Verkettung außergewöhnlicher Naturereignisse. Nach einer Dürre gab es teils schwere Überschwemmungen und nun die Plage“, erklärt Raphael Thurn-Valsassina, Nothilfe-Koordinator der Caritas in der Region. Sollte die nächste Regenzeit nun wieder ausfallen und die Schwärme sich weiter ausbreiten, stehe die nächste Hungerkatastrophe bevor.  „Experten warnen, dass Uganda und der Südsudan betroffen sein könnten.  Die Caritas bereitet bereits Nothilfemaßnahmen – die wahrscheinlich zum Einsatz kommen werden – vor“, so der Koordinator.


2. Was ist die Ursache der derzeitigen Plage?

Ursprung des Heuschrecken-Ausbruchs ist die Arabische Halbinsel. Von dort aus haben sich die Insekten weiter verbreitet. Eine besondere Rolle dabei spielt das Wetterphänomen „Indischer-Ozean-Dipol“, das auch zu den Waldbränden in Australien beigetragen hat. Der Indischer-Ozean-Dipol ist eigentlich eine natürlich vorkommende Temperaturschwankung im Indischen Ozean, die jedoch immer häufiger zu extremen Wetterphänomenen führt. Ungewöhnlich ist, dass das Klimaphänomen in letzter Zeit gleich dreimal hintereinander stattfand. Experten gehen davon aus, dass dies mit dem Klimawandel zusammenhängt, durch den sich der Indische Ozean unterschiedlich stark erwärmt. In Ostafrika brachte das Wetterphänomen außergewöhnlich viel Regen, was zunächst in den betroffenen Ländern zu Überschwemmungen führte, aber auch die Brut für die Heuschrecken begünstigte.


3. Gibt es solche Plagen nicht immer wieder?

Ja, in diesem Ausmaß ist die Plage derzeit allerdings außer der Norm. Seit 25 Jahren gab es laut Food and Agriculture Organization (FAO) keine derartigen Ausmaße in Äthiopien und Somalia mehr, seit 70 Jahren in Kenia. Die UNO spricht von Schwärmen mit „beispiellosem Zerstörungspotenzial“.


4. Um welche Heuschrecken handelt es sich?

Es handelt sich um die Wüstenheuschrecke, auch Wanderheuschrecke genannt. Sie ist einer der zerstörerischsten Schädlinge weltweit. Die derzeitigen Schwärme aus Wüstenheuschrecken bestehen aus Hundertmillionen Tieren und umfassen teilweise einen Umfang von bis zu 60 Kilometer Länge und 40 Kilometer Breite. In nur wenigen Minuten fressen sie ganze Felder und Weideflächen kahl. Eine Heuschrecke frisst jeden Tag so viel, wie ihr eigenes Körpergewicht (ca. 2 Gramm) ausmacht. Ein Schwarm in der Größe eines Quadratkilometers kann bis zu 80 Millionen ausgewachsene Heuschrecken umfassen und an einem einzigen Tag so viel vertilgen wie 35.000 Menschen.


5. Was wird dagegen unternommen?

Die Behörden vor Ort versuchen, die Schwärme einzudämmen. Aus Flugzeugen werden Pestizide direkt auf die Schwärme gesprüht. Der Griff zur Chemie ist allerdings gefährlich. Nicht nur die Heuschrecken, sondern auch Nützlinge werden getötet.


6. Kann man präventiv etwas machen?

Die beste Möglichkeit wären laut Welthungerhilfe Vorsorgemaßnahmen: also die Gebiete ausfindig zu machen, in denen die Heuschrecken vor der Schwarmbildung noch als Einzelgänger unterwegs sind. Eine biologische Schädlingsbekämpfung wäre da noch möglich. Mittlerweile sei es dafür allerdings zu spät.