In China gibt es offenbar erste Erfolge bei der Eindämmung des neuen Coronavirus. Wie aus am Mittwoch in Peking veröffentlichten Zahlen hervorgeht, ist die Zahl der Neuinfektionen erstmals zurückgegangen. Konkret wurden am Dienstag 1.459 neue Fälle bestätigt, während es am Montag 1.700 gewesen waren. Die Zahl der Todesopfer stieg um 26 auf 132. Am Montag waren 24 Tote verbucht worden.

Nach dem Ausbruch der Krankheit in der Provinz Hubei hatten die Behörden drastische Eindämmungsmaßnahmen verhängt, von Ausreisesperren bis zum kompletten Stopp des öffentlichen Nahverkehrs. Den aktuellen Zahlen zufolge bleibt die Krankheit weiterhin stark auf die Provinz Hubei begrenzt. So wurde am Dienstag lediglich ein neuer Todesfall außerhalb der Provinz vermerkt.

"Bedeutender Durchbruch"

Australische Forscher berichteten indes von einem "bedeutenden Durchbruch" auf der Suche nach einem Gegenmittel für das neue Virus. Im Labor des Peter Doherty Institut für Infektionen und Immunität in Melbourne gelang es demnach, das Virus nachzuzüchten. Es sei einem infizierten Patienten entnommen worden. Nun könne in Zusammenarbeit mit anderen Instituten und der Weltgesundheitsorganisation WHO an einem Gegenmittel gearbeitet werden. In der südchinesischen Stadt Shenzhen haben unterdessen einem Medienbericht zufolge klinische Studien zum möglichen Einsatz von HIV-Medikamenten gegen das Coronavirus begonnen.

Mit insgesamt 5.974 Erkrankten ist die Zahl der Fälle mittlerweile höher als seinerzeit bei der SARS-Epidemie. In den Jahren 2002 und 2003 waren 5.327 Menschen in Festlandchina durch SARS erkrankt.

50 Fälle außerhalb Chinas

Außerhalb von China wurden bisher insgesamt etwa 50 Fälle von Infektionen mit dem Virus verzeichnet, sie verteilen sich auf 15 Länder. In Deutschland gibt es bisher vier Krankheitsfälle - alle in Bayern. In Österreich haben sich mehrere Verdachtsfälle bisher nicht bestätigt.

Japan und die USA flogen am Mittwoch Bürger ihrer Länder aus der Millionenmetropole Wuhan in Hubei aus. In der Stadt war das Virus erstmals bei Menschen festgestellt worden. Eine aus Wuhan kommende Maschine mit rund 200 Japanern an Bord landete in der Früh am Flughafen von Tokio. Die Passagiere benutzten nicht den normalen Flugterminal für reguläre Passagiere, sondern wurden in einem Spezialbus in eine medizinische Einrichtung gebracht, hieß es. Noch am selben Abend solle eine weitere Maschine nach Wuhan starten, berichtete die japanische Nachrichtenagentur Kyodo unter Berufung auf einen Regierungsbeamten.

Evakuierungen

Auch ein Flugzeug mit US-Bürgern an Bord hob am Mittwoch aus Wuhan ab, wie das Außenministerium in Washington mitteilte. Nach Angaben des Verkehrsministeriums des US-Bundesstaats Alaska, wo die Maschine einen Tankstopp einlegen sollte, sollten 240 Bürger in dem Flugzeug reisen.

Auch der australische Premierminister Scott Morrison kündigte eine Evakuierungsaktion an. Für die ausgeflogenen Landsleute werde auf der Weihnachtsinsel eine eigene Quarantäne-Zone eingerichtet, in der sich die Betroffenen zunächst 14 Tage aufhalten müssten.

Die Europäische Union will Hunderte von EU-Bürgern aus China herausholen. Die erste Maschine soll nach Angaben der EU-Kommission am Mittwoch in der Früh in Frankreich starten und etwa 250 Franzosen nach Hause fliegen. Das zweite Flugzeug solle im Laufe der Woche folgen und mehr als 100 Europäer aus anderen EU-Ländern heimbringen.

Österreich bemühte sich indes weiter darum, zwei ausreisewilligen Bürgern das Verlassen der Region Hubei zu ermöglichen. Wegen der Ausbreitung der Krankheit erhöhte das Außenministerium die Sicherheitsstufe für China. Seit Dienstag galt für das ganze Land ein erhöhtes Sicherheitsrisiko (Stufe 2 von 5), für Hubei gilt schon seit Freitag ein hohes Sicherheitsrisiko (Stufe 3).

Wirtschaft betroffen

Die Epidemie hat indes immer größere Auswirkungen auf das Wirtschaftsleben. Die US-Kaffeehauskette Starbucks schloss 2.000 von insgesamt über 4.000 Filialen in China und gab an, dass der Geschäftsausblick für 2020 nun ungewiss sei. Auch der stark von Produktionsstätten in China abhängige US-Konzern Apple räumte Unsicherheiten ein. Es gebe zwar Alternativen für Zulieferer in Wuhan, die Auswirkungen auf andere Landesteile seien aber "weniger klar", sagte Apple-Chef Tim Cook am Dienstag in einer Telefonkonferenz.