Der neuen Lungenkrankheit in China sind drei weitere Menschen zum Opfer gefallen. Insgesamt sind demnach nun neun Todesfälle nachgewiesen worden, wie das chinesische Staatsfernsehen am Mittwoch berichtete. Die Zahl der bekannten Infektionen stieg im Vergleich zum Vortag um über 100 auf 440 Fälle an. Die WHO befasst sich am Mittwoch in einer Krisensitzung mit dem Coronavirus.

Mit der gerade laufenden Reisewelle zum chinesischen Neujahrsfest am kommenden Samstag wächst die Gefahr einer Übertragung des Virus. Bei der größten jährlichen Völkerwanderung sind einige Hundert Millionen Chinesen unterwegs.

Gesundheitsexperte warnten vor besonders ansteckenden Patienten, die das Virus schneller streuen könnten. Fälle der sogenannten "Super-Spreader" hatte es in China auch während der SARS-Pandemie gegeben, der 2002/2003 rund 800 Menschen in China zum Opfer gefallen waren.

Auch in den USA

Bei einem Patienten in Seattle (Washington) wurde unterdessen das neue Coronavirus diagnostiziert, berichtete ein Sprecher der amerikanischen Gesundheitsbehörde CDC. Es handle sich um einen Reisenden aus China. Der Mann, der in den USA lebt, wurde als Vorsichtsmaßnahme in ein Krankenhaus der Stadt Everett eingeliefert.

Die USA weiten nun ihre Kontrollen an Flughäfen aus. Der Mann war aus der chinesischen Stadt Wuhan in die USA gereist. Ein Fisch- und Geflügelmarkt der Millionenmetropole wird als Ausgangspunkt des an den SARS-Erreger erinnernden Virus angesehen. Den US-Behörden zufolge hatte der Mann den Markt aber nicht besucht.

Ausweitung

"Wir müssen in den kommenden Tagen mit mehr Fällen in anderen Teilen Chinas und möglicherweise auch in anderen Ländern rechnen", erklärte der Sprecher der Weltgesundheitsorganisation (WHO), Tarik Jasarevic, in Genf. Ungewöhnlich sei das nicht: "Wenn man die Überwachung ausweitet, ist es auch wahrscheinlich, dass man mehr Fälle entdeckt."

Die WHO will am Mittwoch in einer Krisensitzung in Genf mit dem neuartigen Coronavirus befassen. Nach der Risikobewertung soll die WHO darüber entscheiden, ob sie angesichts der sprunghaft angestiegenen Fallzahlen einen internationalen Gesundheitsnotstand ausruft.

EU gewappnet

Die EU-Kommission sieht sich für eine mögliche Ausbreitung des neuartigen Coronavirus nach Europa gewappnet. Die Brüsseler Behörde sei darauf vorbereitet, rasch "potenzielle Gegenmaßnahmen zu unterstützen und zu koordinieren, sollte dies erforderlich sein", sagte Gesundheitskommissarin Stella Kyriakides der Zeitung "Die Welt".

In allen Fällen erkrankten Menschen, die zuvor in Wuhan waren. Asiatische Nachbarn und Flughäfen in anderen Ländern wie den USA und Australien haben inzwischen Fieberkontrollen bei der Einreise aus Wuhan eingeführt. Das italienische Gesundheitsministerium kündigte an, Verdachtsfälle an Bord in Rom landender Flugzeuge aus Wuhan künftig zu überprüfen. Piloten sollen demnach Passagiere mit entsprechenden Symptomen melden. Diese würden dann sofort in das nationale Institut für Infektionskrankheiten in Rom gebracht, hieß es. Weder in Deutschland noch in Österreich gibt es derzeit spezielle Maßnahmen in Flughäfen.