Im Prozess um den Mord an dem slowakischen Investigativ-Journalisten Jan Kuciak hat ein Zeuge schwere Vorwürfe gegen den Geschäftsmann und mutmaßlichen Drahtzieher Marian Kocner erhoben. Er sei "unter der Führung Kocners" als "Mittelsmann" zwischen dessen früherer Dolmetscherin Alena Zsuzsova und einem der beiden mutmaßlichen Täter tätig gewesen, sagte der in dem Fall bereits zu einer Haftstrafe verurteilte Zoltan Andrusko am Dienstag vor einem Sondergericht nahe der Hauptstadt Bratislava.

Er habe mit Zsuzsova vereinbart, den Namen Kocners gegenüber den beiden mutmaßlichen Tätern, Miroslav Marcek und Tomas Szabo, "in keinem Fall" zu erwähnen, sagte Andrusko, der als Zeuge vor Gericht auftrat. Als Auftraggeber sollte demnach vielmehr ein Russe genannt werden, der angeblich "Probleme mit den Medien in der Slowakei" habe.

Zsuzsova habe angewiesen, dass Kuciak so getötet werden solle, "dass niemand ihn findet", sagte Andrusko. Er sollte demnach "irgendwohin" verschleppt und ermordet werden.

50.000 Euro für Marcek und Szabo

Der 27-jährige Kuciak und seine Verlobte Kusnirova waren im Februar 2018 in ihrem Haus in Velka Maca erschossen worden. Kocners Ex-Dolmetscherin Zsuzsova sei "wütend" gewesen, als sie erfahren habe, dass auch Kuciaks Partnerin getötet worden sei, sagte Andrusko. Sie habe ihm dennoch 50.000 Euro für Marcek und Szabo überreicht.

Vor dem Sondergericht müssen sich seit Dezember Kocner, Zsuzsova sowie die beiden mutmaßlichen Täter Marcek und Szabo verantworten. Der Ex-Soldat Marcek bekannte sich am Montag schuldig und schilderte den Mord im Detail. Kocner verweigerte dagegen die Aussage. Er plädiert auf nicht schuldig.

Der Reporter Kuciak hatte zu Verbindungen zwischen der italienischen Mafia und slowakischen Politikern recherchiert und sich auch mit den Geschäften von Kocners zahlreichen Unternehmen befasst. Der Mord an Kuciak und die posthume Veröffentlichung eines Artikels lösten Massendemonstrationen gegen die slowakische Regierung aus und führten schließlich zum Rücktritt des damaligen Ministerpräsidenten Robert Fico.

Fico spielt in der slowakischen Politik und seiner Partei, der sozialdemokratischen Smer-SD, aber weiterhin eine wichtige Rolle. Er könnte Ende Februar als Sieger aus der Parlamentswahl hervorgehen.