Rette sich, wer kann: Im Südosten Australiens haben 240.000 Menschen wegen der Brände per Handy einen Notfall-Alarm erhalten. Nach bis zu 40 Grad Hitze wurde teils starker Wind erwartet, was die Lage verschärfen könnte. In fünf der sechs Bundesstaaten tobten immer noch Hunderte Feuer. "Wir sind weit entfernt vom Ende der Krise und dieser Katastrophe", sagte Premierminister Scott Morrison.

Aus Protest gegen die Politik des konservativen Premiers kamen am Freitag landesweit Zehntausende zu Protesten zusammen. Die Demos richteten sich dagegen, wie die Regierung mit den Buschfeuern umgeht. Die Demonstranten fordern ein schnelles Handeln in Sachen Klimawandel.

Klimastreik auch in Wien

Der Wienableger von Fridays For Future hielt ab 12.00 Uhr einen Klimastreik vor der australischen Botschaft in Wien ab. "Die aktuelle Situation in Australien zeigt, dass die Klimakrise nicht nur unsere Zukunft bedroht, sondern schon jetzt für Menschen im Süden zu katastrophalen Zuständen führt", sagte der Aktivist Laurenz Faber.

Man solle die betroffenen Gebiete verlassen, appellierte der Katastrophenschutz-Leiter des Bundesstaats Victoria, Andrew Crisp. In den Alarm-Nachrichten erfuhren die Bewohner, welche Orte von Evakuierungen betroffen waren und ob sie vor den Flammen fliehen mussten. In dem Bundesstaat mussten bereits in der vergangenen Woche 67.000 Menschen ihre Häuser verlassen. Der Bundesstaat ist wie das benachbarte New South Wales besonders betroffen.

Und die schlechten Nachrichten rissen nicht ab: Im Grenzgebiet der beiden Staaten trafen nach Behördenangaben zwei Brände aufeinander, sie bildeten ein "Mega-Feuer". In New South Wales lösten Blitze nach Angaben der Feuerwehr zwei neue Flammenwalzen aus.

Seit Beginn der großen Buschfeuer im Oktober verbrannten in ganz Australien mehr als zehn Millionen Hektar Land, mehr als die Fläche Österreichs. Tausende Häuser sind zerstört. Bilder der NASA zeigen, wie der Rauch 17 Kilometer in die Atmosphäre steigt.

"Überall waren Feuer"

Wie sich der Kampf gegen die Flammen am Boden anfühlt, beschreibt Daniel Cash, Anwalt aus Melbourne: Im Dezember sprang er demnach seinem Schwiegervater zur Seite, der sein Anwesen im 350 Kilometer entfernten Clifton Crew mit 20 Wassersprinklern schützte. Die Gegend ist von Eukalyptusbäumen geprägt, die wie Zunder brennen. Das Haus selbst habe der Schwiegervater einst feuersicher und nahe dem Fluss gebaut. Auf die Brände habe er sich drei Wochen vorbereitet, sagt Cash. Die Männer blieben auf dem Anwesen, obwohl Feuerwehrleute sie davor warnten.

Als die Flammen kamen, war das laut Cash "eine apokalyptische Szene". "Überall waren Feuer." Das Haus und eine Hütte überstanden den Brand. Das Auto nicht: Es explodierte. Am nächsten Tag habe es ausgesehen wie auf einem anderen Planeten. Tiere seien herumgehumpelt. Die verkohlten Bäume hätten weiter gebrannt. Für einen Stadtmenschen wie ihn, der noch nie Buschfeuer erlebt habe, sei das wirklich alles sehr beängstigend gewesen. Auf die australische Regierung ist Cash "sehr sauer" - wegen der Klimapolitik.

Auch in anderen Gegenden Australiens ist die Lage schlimm. Auf Bildern von der besonders verwüsteten Känguru-Insel im Süden des Kontinents ist zu sehen, wie Tierärzte und Freiwillige verletzte Koalas behandeln. Feuerwehrleute lagen erschöpft am Boden. Um die 200.000 ehrenamtliche Feuerwehrmänner und -frauen haben landesweit gegen die Brände gekämpft.

Das Amt für Wetterkunde hatte am Donnerstag erklärt, dass es auf dem Kontinent nie wärmer und trockener gewesen sei als im vergangenen Jahr. Dabei reicht der Vergleichszeitraum bis 1910 zurück. Der Zusammenhang zwischen den Bränden, den geringen Niederschlägen und den hohen Temperaturen sei deutlich.

Das Land spüre die Folgen des Klimawandels, davon sind viele in Australien überzeugt. Klima-Demos zogen am Freitag durch Melbourne, Sydney, Brisbane und Adelaide. Gefordert wurde etwa, dass die Regierung in der Feuerkrise mehr unternehmen soll, sowie Geld für alle freiwilligen Feuerwehrleute. Demonstranten riefen auch dazu auf, Premier Morrison zu entlassen. Ähnliches war bei Twitter zu lesen.

Der konservative Politiker steht als Krisenmanager in der Kritik. Der Kohle-Freund muss sich in der Klimawandel-Debatte immer wieder erklären. Die Vorstellung, klimapolitische Maßnahmen hätten direkten Einfluss auf die Feuer, sei "lächerlich", sagte Morrison am Freitag dem Radio-Sender 2GB Sydney.

Großspenden von Promis

Unterdessen werden immer weitere Großspenden bekannt - besonders von Prominenten. Formel-1-Weltmeister Lewis Hamilton versprach eine halbe Million Dollar. Die Umweltstiftung von Leonardo DiCaprio will drei Millionen Dollar geben. Und die britische Schauspielerin Phoebe Waller-Bridge ("Fleabag") möchte ihr Golden-Globe-Outfit versteigern, um Geld für den Kampf gegen die Brände zu sammeln.