Die Bilanz bleibt blutrot: "Gegenüber dem Vorjahr gab es kaum Veränderungen, die als relative Entspannung interpretiert werden könnten", hält Wolfgang Schreiber von der Arbeitsgemeinschaft Kriegsursachenforschung (AKUF) der Universität Hamburg im Interview fest. 28 Kriege und bewaffnete Konflikte waren es 2018– auf 27 kam unser Planet laut Jahresbericht heuer.

Besonders dramatisch ist die Lage in Syrien, hält man bei der AKUF fest: Der Krieg zwischen Regierung und diversen Oppositionsgruppen mit den Kämpfen um das letzte verbliebene Rebellengebiet Idlib erschütterte das ohnehin schwer verwüstete Land weiter. Der türkisch-kurdische Konflikt verschärfte sich vor allem durch den Einmarsch türkischer Truppen in Nordostsyrien. Ein Kriegsherd blieb auch der Jemen. In Afrika griffen indes die Gefechte in Mali auf das Nachbarland Burkina Faso über.



Die Anzahl der Kriege und bewaffneten Konflikte nach Kontinenten gegliedert: Afrika 10, Nordafrika, West- und Zentralasien 8, Asien 7, Südamerika 1.Europa kam mit dem Konflikt in der Ukraine auf ein Kriegsgeschehen. Viele Konflikte ziehen sich bereits über Dekaden: Als ältesten noch schwelenden Krieg nennt Schreiber das Pulverfass Ost-Myanmar, dessen Beginn mit 1948 angesetzt wird. Die Waffengewalt zwischen Kolumbiens Guerillagruppen hält seit 1964 an, der Krieg in Afghanistan seit 1978. Neu ausgebrochen ist im heurigen Jahr der Konflikt in Mosambik.

Entspannung muss Mensch suchen – aber es gibt sie: Im Sudan endeten die erbitterten Kämpfe in Südkordofan und in der Region des Blauen Nils. Die israelitisch-palästinensischen Auseinandersetzungen, die sich 2018 kurzfristig zuspitzten, wurden im Jahr 2019 zumindest nicht mehr in dieser Intensität fortgeführt – auch ein Erfolg.



Wie noch nie zuvor stand 2019 der weltweite Klimawandel im Fokus. Die jüngst weitestgehend ergebnislos verlaufene UN-Klimakonferenz COP25 in Madrid enttäuschte auf ganzer Linie – und das, obwohl gerade auch das Umweltthema gewaltigen sozialen Sprengstoff in sich birgt: "Der Klimawandel wird sicherlich zu Konflikten führen. Darunter werden gewaltsame Auseinandersetzungen sein, wie es auch bei anderen Konflikten der Fall ist. Wie häufig es aber zu einer Eskalation und zur Gewalt kommen wird und welche Formen diese annehmen wird, lässt sich noch nicht prognostizieren", so Schreiber.