Nur auf den allerersten Blick sah es womöglich kindisch aus - die Botschaft saß zu gut, ist zu wichtig: "Ladies and Gentlemen, das ist ein Eisbär", sagte Österreichs Bundespräsident Alexander Van der Bellen, als er seine Rede am Eröffnungstag der 25. UN-Klimakonferenz in Madrid hielt. "2020 ist das Jahr, in dem wir unsere nationalen Klimapläne nachbessern müssen. Und ab da darf es mit den klimaschädlichen Treibhausgas-Emissionen nur mehr in eine Richtung gehen: Nach unten!", lautete sein Appell. "Es ist nicht Schicksal", betonte Van der Bellen, "es ist schlicht und einfach unsere Entscheidung."

Der Polarbär ist das zweitgrößte lebende Landraubtier - und gehört zu jenen Spezies, deren Zukunft auf ganz dünnem Eis steht. Auf Twitter erklärte Van der Bellen die Hintergründe zum Stofftier, das im Unterschied zu seinen lebenden Artgenossen in der Polarregion, nicht akut bedroht ist: "David, der Sohn einer Mitarbeiterin, war kürzlich bei uns im Büro. Als er die Kristallluster in der Wiener Hofburg sah, glänzten seine Augen. Aber er sagte auch zu mir: "Wir müssen Strom sparen, sonst sterben die Eisbären."

Van der Bellen fokussiert auf konkrete Ziele, die in naher Zukunft liegen müssen: "2020 ist das Jahr der Entscheidung. Ab 2020 müssen die weltweiten CO2-Emissonen beginnen zu sinken. Nur so erreichen wir die Klimaziele und nur so können wir die weitere Erhitzung der Erde mit dramatischen Folgen für die Menschen noch aufhalten." Was in den nächsten 30 Jahren mit dem Klima des Planeten geschehe, sei Entscheidung der Weltgemeinschaft und jedes Einzelnen, nicht unabänderbares Schicksal.

Hauptziel für die Mitgliedsstaaten des 2015 beschlossenen und am 4. November 2016 in Kraft getretenen Pariser Klimavertrags ist es, das entsprechende "Rulebook" fertigzustellen: "Das nächste Jahr ist entscheidend für das Nachbessern der Klimapläne um die Ziele von Paris zu erreichen. Dann beginnt die Umsetzung der ersten Klimapläne gemäß dem Pariser Klimaabkommen", so Österreichs Bundespräsident.

UN-Generalsekretär Antonio Guterres hatte zuvor vor hochrangingen Vertretern aus fast 200 Ländern der Erde noch eindringlichere Worte gefunden: "Wollen wir wirklich als die Generation in Erinnerung bleiben, die den Kopf in den Sand steckte, die herumbummelte, während die Erde in Flammen stand?" Freilich: Das diesjährige Motto "Zeit zum Handeln" hätte auch schon für die vorigen Klimakonferenzen gepasst.

Greta Thunberg, die mindestens im gleichen Maße bewunderte und angefeindete Lichtgestalt der jungen Klimabewegung, ließ unterdessen über Twitter wissen, dass sie am Dienstagmorgen nach dreiwöchiger Atlantiküberquerung mit dem Katamaran "La Vagabonde" in Lissabon eintreffen und von dort nach Madrid weiterreisen werde. Am kommenden Freitag wird die 16-jährige Schwedin dort die große Klimaschutz-Demo der Fridays-for-Future-Bewegung anführen. Zuvor dürfte es aber auf dem Klimagipfel noch eine ihrer markigen Standpauken für die "Generation Tatenlos" geben.