Was wurde genau gestohlen?

Die Juwelendiebe haben Montagfrüh im Dresdner „Grünen Gewölbe“, das im Residenzschloss beheimatet ist, aus einer Vitrine mit rund 100 Teilen insgesamt elf Objekte sowie Teile von zwei weiteren Stücken und eine Gruppe von Rockknöpfen erbeutet. Darunter sind Kostbarkeiten aus der Brillant- und Diamantrosengarnitur sowie dem Schmuck der Königinnen. Das Brillantkollier der Königin Amalie Auguste ist unvollständig. Ihre große Brustschleife mit über 600 Brillanten ist ebenso gestohlen wie das Achselband mit dem „Sächsischen Weißen“ Brillanten. Aus der Diamantrosengarnitur wurden unter anderem ein Degen, Schuhschnallen, eine Hutagraffe und eine große Diamantrose entwendet.

Auch vom Schmuck der Königinnen fehlen Teile
Auch vom Schmuck der Königinnen fehlen Teile © Staatliche Kunstsammlungen Dresden


2 Wie hoch ist der Schaden?

Die Stücke sind weltbekannt und einzigartig und laut Direktor des Schatzkammermuseums Dirk Syndram eine Art „Weltkulturerbe“. Der Materialwert ist nicht so hoch wie der kulturhistorische Wert der mehr als 300 Jahre alten Ensembles.


3 Sind die Stücke gut versichert?

Kulturgüter aus öffentlichen Museen sind in Deutschland im Prinzip nicht versichert. Etwaige Schäden werden über eine Staatshaftung gedeckt.


4 Wie gingen die Täter vor?

Zwei Unbekannte stiegen Montagfrüh durch ein Fenster in den Preziosensaal des Schlosses ein. Zuvor durchtrennten sie acht Streben eines Eisengitters und schlugen die Scheibe ein. Im Juwelenzimmer, den prächtigsten Raum des vom sächsischen Kurfürsten und polnischen König August der Starke (1670-1733) eingerichteten Schatzkammermuseums schlugen sie mehrmals brutal mit einer Axt auf die Vitrine ein. Der Coup dauerte nur wenige Minuten . Um Spuren zu verwischen, entleerten sie am Tatort einen Pulverfeuerlöscher. Zwei weitere Komplizen sollen sich im Fluchtauto befunden haben, das später in Brand gesteckt und in einer Tiefgarage entdeckt wurde. Auch der Ausfall der Straßenbeleuchtung am Schloss während des Einbruchs infolge eines Stromkastenbrandes geht auf ihr Konto. Die Täter gingen sehr professionell vor. Laut Museumsleitung sollen sie über Insiderwissen verfügt haben. Alle vier Täter sind auf der Flucht.


5 Waren die Schätze gut genug gesichert?

Im Schloss gibt es mehrere Sicherheitszentralen, die mit je zwei Personen rund um die Uhr besetzt sind. „Unser Sicherheitssystem ist vor vier Jahren überprüft worden mit dem Ergebnis: alles bestens“, so Syndram. „Das war fast wie ‘Mission Impossible’, was die da veranstaltet haben.“Jährlich werden acht Millionen Euro in die Sicherheit investiert.
6 Kann das Diebesgut verkauft werden?
Aufgrund der Bekanntheit wird es schwer sein, das Diebesgut im Ganzen zu verkaufen. Es wird befürchtet, dass der historische Schmuck in Einzelteile zerlegt und dann veräußert wird.


7 Wie geht es weiter?

Bei der 20-köpfigen Sonderkommission „Epaulette“ sind mehr als 200 Hinweise aus der Bevölkerung eingelangt, die untersucht werden. Das Residenzschloss ist indes mit Ausnahme des Historischen Grünen Gewölbes wieder geöffnet. Eine geplante Sicherheitskonferenz soll sich mit der Frage beschäftigen, wie Museen ihre Objekte künftig besser schützen können und gleichzeitig in gewohnter Weise für die Öffentlichkeit zugänglich bleiben.

Das Überwachungsvideo, das den Coup zeigt: