Piñera ersetzte am Montag insgesamt acht der 24 Minister. Er entließ unter anderem den unpopulären Innenminister Andrés Chadwick und ersetzte ihn durch Gonzalo Blumel. Piñera ernannte zudem den liberalen Ökonomen Ignacio Briones zum Finanzminister. Der Präsident hatte am Sonntag sein gesamtes Kabinett zum Rücktritt aufgefordert. In den vergangenen 15 Monaten hatte er es bereits zweimal umgebildet.

Piñera sieht sich seit dem 18. Oktober mit beispiellosen sozialen Protesten konfrontiert. Die Demonstranten fordern seinen Rücktritt und eine grundlegende Änderung der Wirtschaftspolitik der chilenischen Regierung, die sie für die soziale Misere weiter Bevölkerungskreise verantwortlich machen.

Neue Proteste trotz Regierungsumbildung

In Chile hat es trotz einer umfassenden Regierungsumbildung durch Präsident Sebastián Piñera neue Proteste gegeben. In der Hauptstadt Santiago de Chile lieferten sich am Montag hunderte Demonstranten gewaltsame Auseinandersetzungen mit der Polizei, wie ein AFP-Journalist berichtete. Die Sicherheitskräfte gingen nahe des Präsidentenpalastes mit Wasserwerfern und Tränengas gegen die mit Steinen bewaffneten Demonstranten vor.

Wenige Straßen vom Präsidentenpalast entfernt ging ein Einkaufszentrum in Flammen auf. Das Feuer wurde womöglich durch Brandsätze ausgelöst. Die Feuerwehr eilte mit einem Großaufgebot zu dem Gebäude.

Massenproteste am Freitag

Am Freitag hatte es in der Hauptstadt Santiago de Chile und mehreren anderen Städten Massenproteste mit mehr als einer Million Teilnehmern gegeben. Die Demonstrationen zählten zu den größten in der Geschichte des Landes. Sie waren durch eine Erhöhung der Preise für U-Bahn-Tickets ausgelöst worden.

Im Verlauf der politischen Unruhen wurden mindestens 20 Menschen getötet und fast 600 weitere verletzt. Es gab mehr als 3.000 Festnahmen. Eine UNO-Sondermission sollte am Montag im Land eintreffen, um Vorwürfen wegen Menschenrechtsverletzungen nachzugehen.