Vor zehn Jahren hat der Vater der isolierten Familie auf dem Bauernhof in den Niederlanden den Behörden seine Auswanderung gemeldet. Er hat sich 2009 aus der Einwohnermeldeliste streichen lassen, wie ein Sprecher der Staatsanwaltschaft am Samstag in Groningen mitteilte und damit entsprechende Medienberichte bestätigte. Der Mann habe bei den Behörden angegeben, dass er ausgewandert sei.

Bei der weiteren Durchsuchung des Bauernhofes wurde am Samstag ein "Geldhund" eingesetzt, der versteckte Geldscheine finden kann. "Es wurde aber kein weiteres Geld gefunden", sagte Sprecher Bart Olmer. Zuvor war ein "substanzieller Betrag" gefunden worden.

Der 67-jährige Gerrit Jan van D. wird unter anderem der Freiheitsberaubung verdächtigt. Er soll seine sechs Kinder neun Jahre lang auf dem Bauernhof festgehalten haben. Der Mann wird nach Angaben der Staatsanwaltschaft am Montag dem Haftrichter vorgeführt. Die sechs Kinder im Alter von heute 18 bis 25 Jahren waren nie bei den Behörden gemeldet worden.

Seit 2010 am Bauernhof gelebt

Der Vater und die vier Mädchen und zwei Buben hatten vermutlich seit 2010 in einem abschließbaren Raum auf dem Hof im Dorf Ruinerwold in der Provinz Drenthe gelebt. Die Familie wurde Anfang der Woche entdeckt, nachdem ein 25-jähriger Sohn in einem Gasthaus um Hilfe gebeten hatte.

Auch der 58-jährige Österreicher Josef B. ist in Haft. Er war Mieter des Hofes. Auch er wird der Freiheitsberaubung verdächtigt. Es besteht jeweils der Verdacht der Freiheitsberaubung, der Misshandlung und Geldwäsche.

Letzteres Delikt wird den Verdächtigen zur Last gelegt, weil die Ermittler auch eine große Summe Bargeld auf dem Gelände sichergestellt hatten. Bei den sechs jungen Erwachsenen, die möglicherweise neun Jahre gegen ihren Willen auf dem Bauerhof in der niederländischen Provinz Drenthe festgehalten worden sind, handelt es sich um vier Frauen und zwei Männer im Alter von 18 bis 25 Jahren.

Das berichtete die stellvertretende Polizeichefin in Drenthe, Janny Knol, im niederländischen Fernsehen. Sie hätten gegenüber der Polizei angegeben, dass der 67-Jährige ihr Vater sei. Sowohl das Alter wie auch die Vaterschaft sind aber noch Gegenstand der Ermittlungen. Es gebe keinen Eintrag im Geburtenregister, der die Altersangaben bestätigen würde.

Isolierter Raum mit Kammern

Ein Sonderteam mit insgesamt 30 Beamten ist mit den Ermittlungen betraut worden, die forensische Untersuchung des Bauernhofs wurde am Freitag fortgesetzt, schrieb die niederländische Polizei in einer Stellungnahme. Auf dem Hof sollen die Kinder jahrelang in einem abschließbaren isolierten Raum mit mehreren Kammern gehaust haben, berichtete Knol. Im Garten seien sie zwar ab und zu gewesen, das Gelände hätten sie aber nie verlassen.

Am Donnerstagabend wurde in mehreren Medien zudem ein Schreiben publiziert, das von "Brüdern, Schwestern und einem Sohn" des 67-Jährigen stammen soll. Das Schreiben, das unter anderem auf der Webseite des "Dagblad van het Noorden" veröffentlicht worden ist, enthält die Bitte, die Privatsphäre zu respektieren. Man habe den Fall mit Bestürzung zur Kenntnis genommen und sei vor einigen Tagen von einem Familienmitglied über die Identität der in Ruinerwold Gefundenen informiert worden.

Was den verdächtigen Österreicher betrifft, so hält das österreichische Bundeskriminalamt (BK) inzwischen den Kontakt mit den niederländischen Behörden aufrecht. Aus datenschutzrechtlichen Gründen werde es gegenüber den Medien aber keine weitere Informationen über das Vorleben des 58-jährigen Verdächtigen geben, sagte BK-Sprecher Vincent Kriegs-Au am Freitag gegenüber der APA. Am Donnerstag hieß es vom Landeskriminalamt (LKA) Oberösterreich, dass der Verdächtige in der Ortschaft Waldhausen im Bezirk Perg geboren wurde. Er habe ein kleines Bauernhaus in Pabneukirchen geerbt und 1983 verkauft, dann soll er laut LKA nach Wien übersiedelt sein. Laut APA-Recherchen ist der Mann dann aber wieder nach Oberösterreich zurückgezogen und lebte offiziell bis 2010 rund zehn Jahre wieder in einer Marktgemeinde im Bezirk Perg, dann folgte die endgültige Auswanderung in die Niederlande.

Kurz Mitglied der Moon-Vereinigung

Zu möglichen religiösen Hintergründen schrieb die Vereinigungskirche in Österreich, die auch unter dem Namen "Moon-Sekte" bekannt ist, am Freitag in einer Aussendung, dass der Vater der Kinder "Mitte der 1980er-Jahre kurz Mitglied unserer Bewegung war, und dass er an psychischen Problemen litt". Er sei 1987 aus der Organisation ausgetreten. Sein Bruder sei indes weiter Mitglied der Vereinigungskirche, habe aber seit 1984 nichts mehr von seinem Bruder gehört.

Der 58-jährige Österreicher sei weder mit der Vereinigungskirche verbunden noch sei er ein Mitglied. Ob "ein bestimmter Glaube" hinter dem Fall steckt, ist weiterhin Gegenstand der Ermittlungen.