Papst Franziskus hat Ausbeutung und Umweltvernichtung im Amazonasgebiet angeprangert. "Das von zerstörerischen Interessen gelegte Feuer wie jenes, das kürzlich das Amazonasgebiet verwüstet hat, ist nicht das aus dem Evangelium", sagte das Oberhaupt der katholischen Kirche am Sonntag in seiner Predigt zur Eröffnung der Amazonas-Synode im Vatikan. Franziskus warnte zugleich vor der "Gier neuer Kolonialismen" und erinnerte an die Missionare, die in der Region ihr Leben gelassen hätten. "Viele Brüder und Schwestern im Amazonasgebiet tragen schwere Kreuze", sagte der Papst.

Beratungen über drei Wochen

Während der kommenden drei Wochen beraten im Vatikan katholische Bischöfe aus Südamerika und anderen Teilen der Welt sowie Ordensleute und Experten über neue Formen von Seelsorge in Gebieten mit wenigen Priestern, die Rechte der Indigenen und die Umweltsituation. Abholzung und riesige Brände hatten in jüngster Zeit den größten tropischen Regenwald der Erde wieder in die Schlagzeilen gebracht. Aus Österreich nehmen Kardinal Christoph Schönborn und der emeritierte Amazonas-Bischof Erwin Kräutler an den Beratungen teil.

Zur Messe im mächtigen Petersdom waren Gäste aus vielen Teilen der Welt in farbenfrohen Gewändern gekommen. Franziskus erinnerte auch an das unselige Erbe der Zwangsmission früherer Jahre. "Wie oft ist doch die Gabe Gottes nicht angeboten, sondern aufgezwängt worden, wie oft hat es Kolonisierung statt Evangelisierung gegeben", sagte er.

Schon vor Beginn der Synode hatte es Kontroversen um deren Inhalte gegeben. Wegen des Priestermangels am Amazonas wird im vorbereitenden Arbeitspapier nämlich vorgeschlagen, eine mögliche Priesterweihe indigener Familienväter zu prüfen. Außerdem wird gefordert, in der Amazonaskirche ein "offizielles Dienstamt" für Frauen einzuführen.

Konservative Kleriker sehen in der Weihe von Familienvätern - obwohl regional begrenzt - einen Schritt zur Abschaffung des Zölibats, der Ehelosigkeit der Priester. Der emeritierte deutsche Kurienkardinal Walter Brandmüller hatte behauptet, es gehe bei der Synode nicht wirklich um das Schicksal der Amazonaswälder und ihrer Bewohner, sondern um einen "radikalen Umbau der Kirche nach dem bekannten Programm." Wenn der Zölibat falle, dann sei auch die Kirche am Ende.

Keine Angst vor Schismen

Schon nach der Familiensynode 2015, bei der es auch um die Zulassung wiederverheirateter Geschiedener zu den Sakramenten ging, hatte es heftige Kritik von konservativer Seite an Franziskus gegeben. In den USA formiert sich wachsender Widerstand gegen den moderneren Kurs des Pontifex. Zuletzt machte auch das Wort von einem "Schisma", also einer Kirchenspaltung, die Runde. Darauf angesprochen, sagte Franziskus Anfang September, er habe keine Angst vor Schismen, bete aber, dass sie nicht passierten.

Am Samstag setzte Franziskus mit der Ernennung 13 neuer Kardinäle ein Zeichen. Nun sind 67 der 128 wahlberechtigten Purpurträger von ihm selbst ernannt worden - erstmals mehr als die Hälfte. Franziskus war im März 2013 als Nachfolger Benedikts XVI. Papst geworden. Der Großteil der rund 185 "Synodenväter" (stimmberechtigte Mitglieder) stammt aus Brasilien, Bolivien, Peru, Ecuador, Venezuela, Kolumbien, Guyana, Surinam und Französisch-Guyana. Eine Synode fasst keine bindenden Beschlüsse, sondern erarbeitet einen Abschlussbericht für den Papst. Er dient diesem als Basis für weitere Entscheidungen.