Bei einer Messerattacke in der Pariser Polizeipräfektur sind insgesamt fünf Menschen getötet worden - vier Polizisten und der Angreifer. Das berichteten die Nachrichtensender BFMTV und Franceinfo am Donnerstag. Die Pariser Bürgermeisterin Anne Hidalgo bestätigte, bei dem Angriff seien "mehrere Polizisten" ums Leben gekommen. Die Sozialistin sprach von einer "fürchterlichen Attacke".

Der Angreifer war laut Medien ein langjähriger Verwaltungsmitarbeiter der Polizeipräfektur, die im Herzen der französischen Hauptstadt liegt. BFMTV berichtete, wahrscheinlicher Hintergrund der Tat sei ein interner Konflikt innerhalb der Polizeibehörde.

Der Angriff im Polizeihauptquartier sei in dieser Form beispiellos. Die Anti-Terrorstaatsanwaltschaft sei zunächst nicht eingeschaltet worden. Frankreich wird seit Jahren von islamistischen Anschlägen erschüttert, die Angst vor Attentaten ist hoch.

Polizist weinte

Staatschef Emmanuel Macron besuchte den Tatort. Er habe den Mitarbeitern der Polizei seine Unterstützung und Solidarität bekundet, hieß es aus Elyseekreisen. Der 41-Jährige wurde von Innenminister Christophe Castaner und dem französischen Innenstaatssekretär Laurent Nunez begleitet. Castaner verschob laut Nachrichtenagentur AFP seine geplante Dienstreise nach Griechenland und in die Türkei.

Die Tat ereignete sich gegen 13.00 Uhr in der Polizeipräfektur. Der mutmaßliche Täter habe ein Keramikmesser benutzt, berichtete BFMTV. Er sei nach dem Angriff im Hof des riesigen Gebäudes erschossen worden. Die Polizei nahm zunächst keine Stellung zu den Berichten.

- Der Täter arbeitete Ermittlern zufolge bei der nachrichtendienstlichen Abteilung der Pariser Polizei (Direction du renseignement de la prefecture de police, DRPP), die unter anderem für den Kampf gegen Extremisten zuständig ist. Er soll für Computer zuständig gewesen und eine Behinderung gehabt haben.

Die Ermittler gehen nach eigenen Angaben Hinweisen nach, wonach es einen Konflikt zwischen dem Täter und Kollegen gegeben habe. Bei den toten Polizisten soll es sich nach Medienberichten um eine Frau und drei Männer handeln. Ein Augenzeuge der Messerattacken berichtete, unter den Polizisten sei Panik ausgebrochen. "Ich habe einen Schuss gehört", sagte der Dolmetscher, der in dem Präsidium Dienst hatte. "Alle rannten, viele haben geweint."

Ein Mitarbeiter der Polizeigewerkschaft Alliance, Loic Travers, sagte dem Sender BFM-TV, der Täter habe mehr als 20 Jahre in dem Präsidium gearbeitet. Er habe als "vorbildlicher Angestellter ohne Vorgeschichte" gegolten.

Der Augenzeuge Emery Siamandi erzählte BFMTV, er habe Schüsse gehört. "Ich habe gedacht, dass sich ein Polizist umgebracht hat." Dann habe er bemerkt, dass auf den Angreifer geschossen wurde - der Polizist, der sich mit der Dienstwaffe gewehrt habe, habe geweint.

"Das schlimmste Szenario"

Der Bereich um die Präfektur in der Nähe der Kathedrale Notre-Dame wurde weiträumig abgesperrt. Auch Anrainer wurden nicht mehr durchgelassen. Die Metrostation Cite in der Innenstadt war geschlossen.

Die Bluttat sorgte bei den Sicherheitskräften für Trauer und Bestürzung: "Das ist das schlimmste Szenario, das passieren konnte", sagte der Generalsekretär der Gewerkschaft UNSA, Philipe Capon. "Das ist ein Schock, ein Drama", resümierte der Generalsekretär der Gewerkschaft VIGI Police, Alexandre Langlois, laut BFMTV.

Erst am Mittwoch hatten Tausende Polizisten in Paris für bessere Arbeitsbedingungen protestiert. Mehrere Gewerkschaften hatten zu dem "Marsch der Wut" im Osten der Hauptstadt aufgerufen. Nach Angaben der Organisatoren, der Polizeigewerkschaft Unite SGP Police, waren in Paris rund 27.000 Polizisten auf die Straßen gegangen. Wie der Radionachrichtensender Franceinfo berichtete, gab es in der Polizei seit Jahresbeginn rund 50 Suizide.