Der Kampf gegen Touristen, die Denkmäler in Italiens Kunstmetropolen beschädigen, bringt stets neue Verbote hervor. Nach Strafen für Urlauber, die in Venedig im Freien Kaffee kochen, untersagt Rom nun das Sitzen auf der Spanischen Treppe.

Besuchern, die sich von Sommerhitze, Sehenswürdigkeiten und Shoppingtouren durch Luxusboutiquen erschöpft auf eine der 135 Stufen der berühmten Treppe setzen, droht nun ein Bußgeld von bis zu 400 Euro. Acht Polizisten fordern Touristen freundlich, aber entschieden auf, weiterzugehen, auch wenn sie sich nicht zum Picknick, sondern nur für eine kurze Pause niederlassen. Schließlich sitzen sie buchstäblich auf einem Unesco-Weltkulturerbe aus dem 18. Jahrhundert, das es zu bewundern und nicht zu besetzen gilt.

Selbst Audrey Hepburn würde für das in der Hollywood-Romanze „Ein Herz und eine Krone“ im Sitzen auf der Spanischen Treppe geschleckte Eis nun mit einem saftigen Bußgeld belegt. Dagegen wäre auch Gregory Peck als fintenreicher Journalist machtlos, der die vor dem Hofprotokoll geflüchtete Prinzessin mit der Vespa durch das Rom der 50er-Jahre kutschiert. Besucher der weltberühmten Treppe äußern Verständnis dafür, dass das Essen dort verboten ist. Schließlich nimmt nicht jeder den eigenen Müll mit. Möglicherweise von den vielerorts in Rom rund um Müllcontainer angehäuften Abfallbergen verleitet, werfen auch viele Besucher Pizzakartons und Eisbecher achtlos auf die Straße oder auf die Treppe.

Heftiger Streit um das Verbot

Die neue Polizeiverordnung mit dem Verbot an einem der Touristenmagneten Roms löste einen heftigen Streit zwischen Gegnern und Befürwortern der drakonischen Maßnahme aus.
Es sei richtig, Touristen daran zu hindern, historische Bauten zu beschädigen und zu beschmutzen, meint der römische Handelsverband Fiepet. „Aber diese Regel ist absurd, denn sie vertreibt Touristen“, sagt dessen Präsident Claudio Pica. Der Hotelverband Federalberghi findet das Verbot „übertrieben“, während der Verein der Bewohner der Altstadt Verständnis zeigt. Touristen müssten sich zwar setzen können, um die Schönheit des Ortes zu genießen, meint deren Vorsitzende Viviana Di Capua. Rom leide jedoch derzeit unter einem respektlosen Tourismus.

Umweltstadträtin Anna Vincenzoni verteidigte das umstrittene Verbot unter Hinweis auf zahlreiche Touristen, die mit Kritzeleien an Denkmälern wie dem Kolosseum oder Bädern in den zahlreichen Brunnen der Stadt Ärger machen. Solange die Stadt unter derartigen „Verhaltensexzessen“ leide, sei eine strenge Anwendung der neuen Verordnung nötig.

Platzverweis für Bad im Trevi-Brunnen

Zuletzt hatte das alternde römische Showgirl Valeria Marini mit einem Bad im Brunnen an der Spanischen Treppe versucht, die Aufmerksamkeit auf sich zu lenken. Die Tatsache, dass sie dafür nicht nur 400 Euro Strafe zahlen musste, sondern auch einen Platzverweis erhielt, brachte ihr die gewünschten Schlagzeilen ein.

Seit Jahren bemüht sich Roms Stadtverwaltung, vor allem Besuchern, die nach dem Vorbild von Anita Ekberg in Federico Fellinis Filmklassiker „La dolce vita“ in Brunnen baden, das Handwerk zu legen. Denn sie machen sich in den Augen der Stadtverwaltung nicht nur mangelnden Respekts schuldig, sondern beschädigen dabei auch regelmäßig die barocken Figuren der Brunnen.

Harte Zeiten also für Touristen mit schlechtem Betragen und selbsternannte Künstler, die etwa das Wasser des Trevi-Brunnens rot färben.