Zweieinhalb Jahre nach dem Anschlag auf einen Weihnachtsmarkt in Berlin hat die Berliner Polizei Selbstkritik geübt. Die Nachbereitung zu dem Attentat habe "Defizite offenbart", sagte Polizeipräsidentin Barbara Slowik am Dienstag bei der Vorstellung eines Berichts in der Hauptstadt. Optimierungsbedarf gab es demnach besonders bei der Betreuung von Angehörigen.

Dahingehend sei bundesweit festgestellt worden, "dass alle staatlichen Stellen zu dem Thema nicht ausreichend vorbereitet waren", sagte Direktionsleiter Siegfried-Peter Wulff. Der Beamte leitete die aus 132 Polizisten bestehende Arbeitsgruppe zur Nachbereitung des Anschlags.

In der Folge sei unter anderem eine Koordinierungsstelle für die psychosoziale Notfallversorgung eingerichtet worden. Wulff sprach von einem "Paradigmenwechsel". Nach dem Attentat vom 19. Dezember 2016 nahe der Gedächtniskirche auf dem Breitscheidplatz hatte es viel Kritik am Umgang mit Angehörigen und Opfern gegeben.

Probeweise wurde inzwischen eine sogenannte Führungsgruppe für Sofortlagen eingerichtet, wie Wulff erläuterte. Diese höre täglich den Polizeifunk auf potenzielle Großlagen ab und übernehme gegebenenfalls die Führung. Die Polizisten dürfen seit Februar 2018 etwa eine Fahndung in die Wege leiten und einen Einsatz vorbereiten.

Der aus Tunesien stammende Anis Amri war mit einem Lastwagen in den Weihnachtsmarkt auf dem Berliner Breitscheidplatz gefahren. Dabei starben zwölf Menschen. Amri wurde auf der Flucht in Italien von Polizisten erschossen. Es war der bisher schwerste islamistische Anschlag in Deutschland