Der Iran hat mit der Festsetzung eines britischen Öltankers in der Straße von Hormuz die Spannungen in der Region verschärft. Das Schiff sei in einen Unfall mit einem iranischen Fischerboot verwickelt gewesen und habe dessen Notruf ignoriert, so die iranische Nachrichtenagentur FARS am Samstag. Die Regierung in Großbritannien riet indes britischen Schiffen die Straße von Hormuz zu meiden.

Der britische Außenminister Jeremy Hunt warnte den Iran vor einem gefährlichen Kurs und drohte mit ernsten Konsequenzen. Großbritannien werde überlegt, aber robust reagieren. Es gehe aber nicht um militärische Optionen, sondern um eine diplomatische Lösung. Das britische Schiff "Stena Bulk" sei mitsamt seiner 23-köpfigen Besatzung zu weiteren Untersuchungen in einen iranischen Hafen gebracht worden.

"Gefährlicher Weg"

Hunt äußerte sich zudem besorgt, dass der Iran scheinbar einen "gefährlichen Weg des illegalen und destabilisierenden Verhaltens" einschlagen habe, nachdem die Briten rechtmäßig einen iranischen Tanker vor Gibraltar festgesetzt hätten. Großbritannien werde die Sicherheit seiner Schifffahrt gewährleisten, twitterte er.

Der festgesetzte Öltanker ist nach einem Bericht des Nachrichtensenders Sky News nun in den Gewässern des Omans gestoppt worden. Die britische Verteidigungsministerin Penny Mordaunt habe den Vorfall daher als "feindliche Handlung" eingestuft, berichtete Sky News weiter.

Sicherheitsrat trifft sich

Der Geschäftsträger der iranischen Botschaft in London sei in das Außenministerium einbestellt worden. Ein Sprecher des Verteidigungsministeriums wollte den Bericht auf Anfrage der Deutschen Presse-Agentur am Samstag nicht kommentieren. Der britische Nationale Sicherheitsrat (Cobra) plante für den Nachmittag ein zweites Treffen in London. Außenminister Jeremy Hunt hatte dem Iran mit ernsthaften Konsequenzen gedroht, schloss aber Militäraktionen aus. Der vom Iran festgesetzte Öltanker "Stena Impero" fuhr unter britischer Flagge in der Straße von Hormus. Der Tanker soll laut Teheran internationale Vorschriften nicht beachtet haben.

Die USA kündigten indes die Entsendung weiterer Soldaten an. US-Präsident Donald Trump kündigte an, mit der Regierung in London über den neuen Vorfall zu sprechen. Das US-Militär will erstmals seit der Irak-Invasion im Jahr 2003 wieder Soldaten in Saudi-Arabien stationieren. Die Entsendung von rund 500 Soldaten sei Teil der bereits im vergangenen Monat angekündigten Truppenverstärkung in der Region, hieß es in US-Militärkreisen.

Die iranischen Revolutionsgarden hatten den Tanker, der auf dem Weg in einen saudi-arabischen Hafen war, am Freitag kurz hinter der Straße von Hormuz gestoppt. Er wurde in den Hafen der Stadt Bandar Abbas gebracht, teilten die iranischen Behörden mit. Die Besatzung der "Stena Impero" dürfe bis zum Ende der Untersuchung dass Schiff nicht verlassen.

Der staatlichen iranischen Nachrichtenagentur IRNA zufolge soll der unter britischer Flagge fahrende Tanker bei der Einfahrt in die Meerenge sein Kennsignal ausgeschaltet haben und Warnungen der Revolutionsgarden ignoriert haben. Die schwedische Reederei "Stena Bulk", der das Schiff gehört, wies die Vorwürfe zurück. Das Schiff habe alle internationalen Vorschriften eingehalten.

Kurz darauf wurde der unter liberianischer Flagge fahrende Tanker "Mesdar" des britischen Unternehmens Norbulk Shipping UK in Richtung Iran abgedrängt. Wie das Unternehmen mitteilte, wurde die "Mesdar" nach dreieinhalb Stunden wieder freigegeben. Die bewaffneten Sicherheitskräfte hätten das Schiff verlassen. Die Nachrichtenagentur FARS berichtete zu diesem Vorfall, die Besatzung sei routinemäßig von der Marine über die Umweltvorschriften im Persischen Golf aufgeklärt worden.

Die Straße von Hormuz zwischen dem Persischen Golf und dem Golf von Oman gehört zu den wichtigsten Schifffahrtswegen weltweit. Ein Fünftel der globalen Erdöltransporte werden durch die Meerenge verschifft. Zuletzt kam es hier vermehrt zu Zwischenfällen mit Öltankern, für die die USA den Iran verantwortlich machten.

Die Spannungen am Persischen Golf und insbesondere zwischen dem Iran und den USA haben erheblich zugenommen, seit US-Präsident Donald Trump das internationale Atomabkommen mit dem Iran im vergangenen Jahr einseitig aufgekündigt hat. Dies schürte die Furcht, dass es zu einer militärischen Konfrontation kommen könnte.