Wovor Klimaforscher seit Jahrzehnten warnen, erfahren wir bereits am eigenen Körper: Es wird heißer. Besonders betroffen von der klimawandelbedingten Erderhitzung sind Städte. Ein Forscherteam an der ETH Zürich hat eine entsprechende Studie vorgelegt, die aufzeigen soll, wie sich die klimatischen Bedingungen in den Ballungszentren in den kommenden Jahrzehnten verändern können. Die Klimaforscher rechnen mit einem durchschnittlichen Temperaturanstieg von bis zu 4,7 Grad in Europas Städten.

Vor allem die zunehmende Bodenversiegelung stellt ein großes Problem dar. In den vergangenen zehn Jahren sind laut Verkehrsclub Österreich in unserem Land im Schnitt täglich 2,4 Hektar an Fläche für Verkehrsinfrastruktur verbaut worden. Damit haben die Verkehrsflächen im letzten Jahrzehnt um 87,6 Quadratkilometer zugenommen.

Pflanzen zur Klima-Regulation

Versiegelte Böden können zudem bei Starkregen kein Wasser aufnehmen und erhöhen damit die Hochwassergefahr. „Bauliche Oberflächen speichern Hitze und reflektieren diese, somit sind die Durchschnittstemperaturen in verbauten Flächen wesentlich höher, als in weniger verbauten“, unterstreicht Wolfgang Dokonal vom Institut für Städtebau der Technischen Universität Graz und zeigt zugleich mögliche Auswege auf, wie das Begrünen von künstlich geschaffenen Oberflächen: die Nutzung von Pflanzen zur Klima-Regulation.

Projekte wie „Clarity“ und „Urban Heat Island"-Strategie (Urbane Hitzeinseln), an denen neben mehreren europäischen Städten auch Wien oder Linz teilnehmen, forcieren diesen Gedanken. In natürlichen Umgebungen mit vielen Grünflächen verdunstet Wasser aus den Pflanzen und kühlt die Luft ab. Durch die hohe Verdunstungsleistung und die große Schattenwirkung sind Bäume eine effiziente und nachhaltige Lösung gegen Überhitzung. In der Bundeshauptstadt Wien wurde heuer ein Sonderbudget von acht Millionen Euro beschlossen, das für die Neubepflanzung in Gegenden eingesetzt werden soll, die besonders von der Hitze betroffen sind.

Wo es nicht möglich ist, Versiegelung rückgängig zu machen, soll Dach- und Fassadenbegrünung zur Anwendung kommen. Auch dies bringt einen signifikanten Effekt – und wirkt zusätzlich als Dämmung. Die Bindung von Schwefeldioxid und Kohlenmonoxid sowie die Erzeugung von Sauerstoff verbessern zusätzlich die Luftqualität. Weitere ähnliche Konzepte wie Klima-Zelte, in denen es dank Pflanzen um bis zu sechs Grad kühler sein kann, werden getestet. „Grün ist als Lösung ein heißes Thema“, ist sich Dokonal sicher.