Die Schiffskapitänin des Rettungsschiffes "Sea-Watch 3", Carola Rackete, die mit 42 Migranten an Bord auf einen Landehafen wartet, hat sich bereit erklärt, die Flüchtlinge trotz italienischen Verbots nach Lampedusa zu bringen. Sie habe keine andere Wahl, sagte sie im Interview mit der römischen Tageszeitung "La Repubblica" (Dienstagsausgabe).

Die deutsche Kapitänin betonte, sie warte noch auf die Reaktion des Europäischen Gerichtshofes für Menschenrechte (EGMR) auf ihre Bitte zur Ergreifung "provisorischer Maßnahmen" zur Landung der Migranten. Danach werde sie die Migranten nach Lampedusa führen.

Hohe Geldstrafe droht

Sollte sie das Schiff nach Lampedusa bringen, droht ihr die Zahlung einer Geldstrafe von 50.000 Euro. Das Schiff soll konfisziert werden. "Ich weiß, dass mir eine Strafe und eine Untersuchung droht. Ich bin aber für 42 Personen verantwortlich, die ich im Meer gerettet habe und diesen Zustand nicht mehr aushalten können. Ihr Leben ist wichtiger als jegliches politisches Spiel, oder als eine Klage gegen mich. Man hätte nicht an diesen Punkt gelangen sollen", sagte sie.

Die Lage an Bord sei extrem schwierig. Einige Migranten hätten mit einem Hungerstreik gedroht, andere wollten ins Meer springen. "Sie fühlen sich wie in Haft. Italien zwingt mich, sie auf einem Schiff zu halten, mit weniger als drei Quadratmeter Raum pro Kopf", sagte Rackete. An Bord würden sich Minderjährige im Alter von elf, 16 und 17 Jahren befinden. Die Kapitänin betonte, dass weder Malta noch die Niederlanden Bereitschaft signalisiert hätten, die Migranten aufzunehmen.

Der italienische Innenminister Matteo Salvini setzt sich seit über einem Jahr für eine Politik der "geschlossenen Häfen" für private Rettungsschiffe ein. Der "Sea-Watch 3" droht die Konfiszierung und eine Geldstrafe von 50.000, sollte sie einen italienischen Hafen erreichen.