Mehr als drei Monate nach dem rassistisch motivierten Anschlag auf zwei Moscheen in Neuseeland mit insgesamt 51 Toten hat der mutmaßliche Täter am Freitag in allen 92 Punkten der Anklage auf "nicht schuldig" plädiert. Der Rechtsextremist aus Australien war per Video aus einem Hochsicherheitsgefängnis in Auckland zugeschaltet worden.

Nach Medienberichten spielte auf seinem Gesicht ein Lächeln, als sein Verteidiger für ihn auf "nicht schuldig plädierte", während ein Raunen der Opfer oder ihrer Familien durch den Gerichtssaal ging.

Die Staatsanwaltschaft wirft dem mutmaßlichen Täter 51-fachen Mord, 40-fachen Mordversuch sowie Terrorismus vor. Der Rechtsextremist hatte am 15. März zwei Moscheen in Christchurch gestürmt und das Feuer auf die Gläubigen eröffnet. Dem 28 Jahre alten Brenton Tarrant droht deshalb lebenslange Haft.

Tarrant sitzt seit den Anschlägen in Neuseelands einzigem Hochsicherheitsgefängnis in Auckland etwa 1.000 Kilometer von Christchurch entfernt in Untersuchungshaft. Am Freitag ging es vor Gericht unter anderem um ein Gutachten zu seiner Schuldfähigkeit. In Neuseeland ist dies in solchen Fällen ein gängiges Verfahren.

Verhandlungsfähigkeit

Ein psychiatrisches Gutachten bescheinigt Tarrant Verhandlungsfähigkeit, wie am Freitag vor dem High Court in Christchurch vorgetragen wurde. Richter Cameron Mander setzte eine nächste Anhörung auf den 15. August und den eigentlichen Prozessbeginn auf den 4. Mai des kommenden Jahres fest.

Der Täter hatte große Teile der Tat mit einer Helmkamera über Facebook live ins Internet übertragen. Auf einer seiner Waffen soll laut Medienberichten der Name des Stadtkommandanten Wiens bei der Türkenbelagerung des Jahres 1683, Ernst Rüdiger von Starhemberg, eingraviert gewesen sein. Zuvor hatte er ein Pamphlet mit rechtsradikalen und rassistischen Parolen ins Internet gestellt und auch per Mail verschickt. Die Ermittler gehen davon aus, dass die Anschläge einen terroristischen Hintergrund hatten.

Reiste nach Europa

Vor der Tat reiste Tarrant nach Europa. Er hielt sich u.a. auch in Österreich auf, wie das Innenministerium im März bestätigte. Er war in E-Mail-Kontakt mit Identitären-Chef Martin Sellner. Sellner räumte ein, vom mutmaßlichen Attentäter 2018 eine Spende über 1.500 Euro erhalten zu haben.

Neuseeland hatte nach dem Anschlag rasch gehandelt und Sturmgewehre und halbautomatische Waffen verboten. Facebook hat als Folge der Live-Übertragung der Bluttat von Christchurch neue strenge Regeln eingeführt. Zudem haben Internet-Riesen wie Amazon, Facebook oder Google und 17 Staaten bei einem "Christchurch-Gipfel" in Paris im Mai ein internationales Bündnis gegen Terrorvideos im Netz geschmiedet. Unter anderem stellten Microsoft, Twitter, Facebook, Google und Amazon mehr konkrete Schritte sowie Investitionen zum Kampf gegen Terror-Inhalte im Netz in Aussicht.