Sri Lankas Regierung hat eine einheimische Islamistengruppe für die Anschläge vom Ostersonntag verantwortlich gemacht. Die Regierung sei fest davon überzeugt, dass die Gruppe National Thowheeth Jama'ath (NTJ) die Selbstmordattentate verübt habe, sagte Kabinettssprecher Rajitha Senaratne am Montag.

Sri Lankas Behörden überprüfen seinen Angaben zufolge auch, ob die Gruppe "internationale Unterstützung" hatte. Zuvor habe es Hinweise auf Anschlagspläne der Gruppe gegeben. In Sri Lanka ist die Zahl der Todesopfer nach den Anschlägen auf Kirchen und Hotels unterdessen auf 290 gestiegen. Rund 500 Menschen seien verletzt worden, als am Ostersonntag Unbekannte fast zeitgleich eine ganze Serie von Sprengsätzen zündeten, teilte die Polizei am Montag mit.

Hinweis der Polizei auf mögliche Angriffe auf Kirchen

Mehr als eine Woche vor der Serie von Selbstmordanschlägen in Sri Lanka hatte die Polizei des Landes Hinweise auf mögliche Angriffe auf Kirchen hingewiesen. Der stellvertretende Polizeichef Priyalal Dissanayake verfasste am 11. April ein Schreiben, in dem er von Anschlagsplänen einer einheimischen radikal-islamischen Gruppe auf katholische Kirchen sowie die indische Botschaft in Sri Lanka warnte.

Namentlich genannte Verdächtige hätten nach dem Anschlag auf zwei Moscheen im März im neuseeländischen Christchurch gegen andere Religionen gehetzt, hieß es. Der Sprecher des sri-lankischen Kabinetts, Rajitha Senaratne, bestätigte am Montag in einer Pressekonferenz die Echtheit des an mehrere Polizeieinheiten adressierten Schreibens, das Telekommunikationsminister Harin Fernando auf Twitter veröffentlicht hatte. Premierminister Ranil Wickremesinghe sei jedoch nicht informiert worden.

Die Zahl der Todesopfer nach den Bombenanschlägen auf Kirchen und Hotels in Sri Lankaist nochmals deutlich auf 290 gestiegen. Rund 550 Menschen wurden nach jüngsten Angaben verletzt, wie ein Polizeisprecher am Montag in Colombo mitteilte. Im Zusammenhang mit den Anschlägen seien inzwischen 24 Menschen festgenommen worden, sagte der Sprecher.

Präsident Maithripala Sirisena ordnete Regierungskreisen zufolge für Montagvormittag ein Treffen des nationalen Sicherheitsrates an, um über die Lage zu beraten. Auch Ministerpräsident Ranil Wickremesinghe sollte daran teilnehmen.

Anschläge zeitgleich verübt

Die nach den Attentaten verhängte Ausgangssperre wurde wieder aufgehoben. Die Anschläge auf drei Kirchen in unterschiedlichen Landesteilen und vier Hotels in Colombo und der Umgebung der Hauptstadt wurden am Sonntag fast zeitgleich und teils von Selbstmord-Attentätern verübt, als in den Kirchen die Oster-Gottesdienste begannen.

Unter den Toten sind den Behörden zufolge mehr als 30 Ausländer, unter ihnen US-Bürger, Briten, Inder und Türken. Österreicher dürften nach bisherigen Informationen nicht darunter sein.

Wer steckt hinter den Anschlägen?

Zu den Anschlägen bekannte sich bisher niemand. Die Regierung erklärte, sie prüfe mögliche internationale Verbindungen zu einer örtlichen Gruppe militanter Extremisten. Sie räumte zudem ein, dass es vorab Informationen über mögliche Angriffe auf Kirchen mit Bezug auf eine kaum bekannte Gruppe örtlicher Islamisten gegeben habe.

In einem Schreiben vom 11. April an führende Sicherheitsvertreter hatte Sri Lankas Polizei vor Plänen der radikalislamischen Gruppe NTJ (National Thowheeth Jama'ath) gewarnt, Selbstmordanschläge auf Kirchen sowie auf die indische Botschaft in Colombo zu verüben. Die NTJ soll hinter der Beschädigung buddhistischer Statuen in Sri Lanka im vergangenen Jahr stehen.

Razzia in Colombo

Bei einer Razzia in einem Haus in Colombo wurden nach Polizeiangaben am Sonntag 13 Menschen festgenommen. Alle seien Bürger Sri Lankas. Bei dem Einsatz seien drei Polizisten getötet worden.

Die Angriffsserie stieß weltweit auf Entsetzen. Papst Franziskus gedachte vor Zehntausenden Gläubigen auf dem Petersplatz in Rom der Opfer. "Ich möchte der christlichen Gemeinschaft, die getroffen wurde, als sie im Gebet versammelt war, und allen Opfern so grausamer Gewalt meine innige Nähe ausdrücken", sagte Franziskus.