Alle Gemälde aus der Pariser Kathedrale Notre-Dame sind gerettet: Frankreichs Kulturminister Franck Riester teilte am Freitag mit, sie seien durch den verheerenden Brand "nicht beschädigt worden" und würden im Laufe des Tages in Sicherheit gebracht. Voraussichtlich werden sie im Louvre und in anderen Museen zwischengelagert.

Unter den Werken sind unter anderem solche der Maler Laurent de La Hyre und Charles Le Brun aus dem 17. Jahrhundert. Noch während des Großbrandes konnten in der Nacht auf Dienstag auch andere Kunstschätze und Reliquien gerettet werden, unter anderem die Dornenkrone, die Jesus der Überlieferung zufolge bei der Kreuzigung trug. Später wurde auch der Hahn des eingestürzten Spitzturms gefunden.

Notre-Dame soll "großen Regenschirm" bekommen

Ein "großer Regenschirm" soll die schwer beschädigte Pariser Kathedrale Notre-Dame vor Wasser schützen. Dabei handle es sich um eine große Plane, die über dem Gebäude angebracht werden soll, sagte die Präsidentin der Architektenvereinigung für historische Gebäude, Charlotte Hubert, dem Sender BFM TV am Freitag.

Der Chefarchitekt werde einen "großen Regenschirm" schaffen, der die Form eines Spitzdaches haben soll. Die Konstruktion müsse größer sein als das ursprüngliche Dach, damit die Handwerker darunter arbeiten können.

Das Dach der weltberühmten Kathedrale war bei dem Brand am Montagabend in großen Teilen zerstört worden. Für kommende Woche ist in Paris Regen vorhergesagt. Bereits das Löschwasser hatte in der Kathedrale großen Schaden angerichtet. Regen könnte das Gebäude weiter beschädigen.

Kulturminister Franck Riester hatte dem Sender gesagt, dass es besonders gefährlich wäre, wenn sich Wasser auf dem Dach der Kathedrale ansammeln würde. Das würde die Einsturzgefahr erhöhen, warnte er.

Brandursache weiter unklkar

Mehrere Tage nach dem verheerenden Brand ist dessen Ursache weiter unklar. Eine Möglichkeit sei ein Kurzschluss, hieß es am Freitag vonseiten der Polizei - die Staatsanwaltschaft bestätigte diese Hypothese allerdings vorerst nicht. Das französische Kulturministerium teilte mit, alle Gemälde der Kathedrale seien unbeschädigt.

Die Ermittler gehen von fahrlässiger Brandstiftung aus. Auf dem Dach der gotischen Kathedrale aus dem 12. Jahrhundert fanden Bauarbeiten statt, bevor das Feuer am Montagabend ausbrach. Die zuständige Firma sieht jedoch kein Verschulden eines ihrer Mitarbeiter.

Präsident Emmanuel Macron empfing eine Delegation der internationalen Kulturorganisation UNESCO, die die Kathedrale als Weltkulturerbe listet. An dem Gespräch mit UNESCO-Generaldirektorin Audrey Azoulay nahm auch der General Jean-Louis Georgelin teil, den Macron mit der Leitung des Wiederaufbaus betraut hat.

Nach dem Willen des Präsidenten soll die Kathedrale pünktlich zu den Olympischen Sommerspielen in Paris 2024 wieder eröffnen. Zahlreiche Länder haben Unterstützung bei der Instandsetzung angeboten.

Beliebtheitswerte steigen

Inmitten der Krise um die "Gelbwesten" könnte Macron nach einer Umfrage politisch von dem Brand profitieren: Die Beliebtheitswerte des Staatschefs stiegen in dieser Woche um drei Prozentpunkte an, wie eine Online-Umfrage des Instituts BVA für den Sender RTL, die Zeitung "La Tribune" und das Telekom-Unternehmen Orange ergab. Demnach kommt er nun auf eine Zustimmung von 32 Prozent.

Macron erreichte damit den Stand von September 2018, vor der Krise um die "Gelbwesten". Als angemessen bewerteten sechs von zehn Franzosen der Umfrage zufolge die Fernsehansprache des Präsidenten vom Dienstagabend, in der er den Wiederaufbau von Notre-Dame innerhalb von fünf Jahren versprochen hatte.

Die "Gelbwesten" dürfen am Samstag nicht rund um Notre-Dame auf die Straße gehen, wie sie angekündigt hatten. Die Pariser Polizei verhängte ein Demonstrationsverbot für die Seine-Insel Ile de la Cite, auf der die Kathedrale steht. Die Behörden machten "Sicherheitsgründe" geltend und den Schutz der beschädigten Kirche. Der Vorplatz von Notre-Dame war vorerst weiter für Besucher gesperrt.