Sie ist Absolventin des Massachusetts Institute of Technology (MIT) und talentierte Forscherin, sie ist eine Teamspielerin und trug auch laut Kollegen wesentlich dazu bei, der Menschheit das erste Foto von einem Schwarzen Loch präsentieren zu können. Seit der astronomischen Sensation vom 10. April sieht sich die 29-jährige US-Amerikanerin Dr. Katie Bouman allerdings selbst in einem Schwarzen Loch - in Windeseile geformt aus ranzigem Sexismus und sich selbst entlarvendem Machotum.

"Niemand hätte das alleine geschafft"

Tenor der Trolle, die unter ihren Steinen hervorkrochen: Bouman - sie ist Expertin für digitale Bildsysteme - staube bewusst alleine allen Ruhm ab, sei nur ein herzeigbares Gesicht des Projektes, wissenschaftlich aber nicht ernstzunehmen. Dass die Informatikerin, Elektrotechnikerin und junge Doktorin zwar selbstbewusst ist, ingesamt aber bescheiden blieb und stets die Teamarbeit hervorstrich ("Niemand hätte das alleine geschafft"), scheint das Austeilen im Netz nicht gestoppt zu haben. Im Gegenteil. In das Klischee von einem nach wie vor männlich dominierten Bereich, der einen an ältliche Herren im Forscherkittel denken lässt, passt die 29-Jährige eben nicht.

Ein Posting der jungen Wissenschaftlerin im Speziellen dürfte die virtuellen Schmutzkübel zum Überlaufen gebracht haben:

© Facebook

"Schaue gerade ungläubig, wie das erste Bild entsteht, das ich von einem schwarzen Loch gemacht habe", schrieb Bouman auf Facebook. Die Nachricht, sicher nicht ohne Forscherstolz, aber vor allem mit viel Freude über den Erfolg verfasst, wurde von den Trollen als Auflage hergenommen, um auf Facebook, Twitter und Co. zu lästern. Ausgangspunkt: Die Behauptung, ihr Kollege Andrew Chael habe 95 Prozent des für den Algorithmus nötigen Codes geschrieben, um das Schwarze Loch in ein Bild zu fassen. Sie selbst habe de facto wenig bis gar nichts geleistet - wie könne man denn auch von einer jungen Frau eine derartige wissenschaftliche Glanzleistung erwarten.

Eben dieser Chael weist indes auf Twitter vehement darauf hin, dass man die widerwärtigen Attacken auf seine Kollegin und Freundin stoppen solle und nicht die individuellen Leistung für das große Ganze gegeneinander ausspielen sollte: Von Beginn an war klar, dass Bouman einen der vier Algorithmen, die dafür nötig waren, im Kollektiv mitentwickelt hatte, sie hat aber nie behauptet, allein für das Foto des schwarzen Lochs verantwortlich zu sei sein. Der New York Times gegenüber betonte sie, den Fokus auf eine einzelne Person zu legen, helfe niemandem – auch ihr selbst nicht.

Forscherkollege Chael sagte gegenüber der Washington Post: "Das Ganze wurde offensichtlich von Leuten gestartet, die wütend darüber waren, dass eine Frau das Gesicht dieser Geschichte geworden ist - und sich überlegt haben: 'Ich suche jemanden, der eher in mein Narrativ passt.'" Parallel dazu schossen Fake-Facebook-Konten unter Boumans Namen aus dem Boden, die die Forscherin ganz bewusst in ein falsches Licht rücken sollten. Auf Wikipedia beantragten mehrere User zudem die Löschung des sie würdigenden Eintrages - was allerdings letztlich nicht geschehen ist.

"Der Ring erschien mit so einer Leichtigkeit", jubelte Bouman nach der Präsentation des Schwarzen Lochs vor einer Woche. Der Rotz der Missgünstigen leider auch.