Bei einem von Frankreichs Präsident Emmanuel Macron anberaumten Treffen zum Wiederaufbau der Pariser Kathedrale Notre-Dame haben mehrere Teilnehmer einen sehr ambitionierten Zeitplan von fünf Jahren als "machbar" eingeschätzt. "Fünf Jahre bis zur Wiedereröffnung von Notre-Dame ist absolut plausibel", sagte etwa der Regierungsbeauftragte für Kulturgüter, Stéphane Bern, nach dem Treffen im Elysée-Palast.

Der Präsident machte die Notre-Dame-Katastrophe zur Chefsache und ernannte den General Jean-Louis Georgelin zu seinem Sonderbeauftragten, um den Wiederaufbau zu beaufsichtigen. Der 41-Jährige empfing am Donnerstag rund 300 Feuerwehrleute, Rettungskräfte und Polizisten im Elyseepalast. "Das Land (Frankreich) und die ganze Welt haben uns zugeschaut, und Sie waren beispielhaft", sagte Macron laut Nachrichtenagentur AFP.

Hidalgo und Innenminister Christophe Castaner lobten bei einem Festakt vor dem Pariser Rathaus die rund 500 Feuerwehrleute, die am Montagabend eingesetzt waren. Sie habe "Mut ohne Grenzen" gesehen, sagte die Bürgermeisterin. Castaner sagte zu den Feuerwehrleuten: "Sie haben Ihr Leben riskiert, um Notre-Dame zu retten." Die Kathedrale gehöre der ganzen Welt. "Sie wird sich wieder aufrichten." Hunderte Menschen applaudierten Feuerwehrchef Jean-Claude Gallet.

Es ist weiter unklar, wie lange die Kathedrale geschlossen bleiben muss. Kirchen-Direktor Patrick Chauvet brachte für die Zeit des Wiederaufbaus eine Holzkirche auf dem Vorplatz ins Spiel. "Wir dürfen nicht sagen, die Kathedrale ist für fünf Jahre geschlossen, und das war's", sagte er dem Sender CNews.

Es sei möglich, dass die Kathedrale schon bald wieder geöffnet werde, falls es die Sicherheit des Gebäudes erlaube, sagte eine Sprecherin der Pariser Diözese. Allerdings sei es noch zu früh, um darüber eine verlässliche Aussage zu treffen. Sie reagierte damit auf Spekulationen, wonach der Kirche bis zu sechs Jahre lang geschlossen sein könnte.

Hidalgo zeigt sich zuversichtlich, dass der Wiederaufbau bis 2024 zu machen sei. "Üblicherweise gibt es bei solchen Vorhaben Schwierigkeiten, die nötigen Mittel zusammenzubekommen", sagte sie der römischen Zeitung "La Repubblica". Angesichts der nationalen und internationalen Solidarität existiere dieses Problem bei Notre-Dame allerdings nicht.

Eine Milliarde Euro an Spenden zugesagt

Es kamen bisher annähernd eine Milliarde Euro für den Wiederaufbau aus privaten Mitteln, Stiftungen etc. zusammen.

Mehrere französische Milliardärsfamilien hatten kurz nach dem Brand Spenden über Hunderte Millionen Euro versprochen - darunter die Familien Arnault, Bettencourt und Pinault. Die französische Kulturerbe-Stiftung Fondation du Patrimoine hat eine Spendensammlung gestartet und eine entsprechende Webseite eingerichtet. Sie brach zwischenzeitlich zusammen.

Der Premierminister Edouard Philippe  kündigte einen internationalen Architekten-Wettbewerb für die Instandsetzung der gut 850 Jahre alten Kathedrale an. Dabei soll es um die Neugestaltung des Spitzturms gehen. 

Augen auf bei Spenden für den Wiederaufbau

Wer für den Wiederaufbau der Pariser Kathedrale Notre Dame spenden will, sollte sich vor Betrügern hüten: Darauf weist die französische Kulturerbe-Stiftung Fondation du Patrimoine hin, die offiziell mit dem Spendensammeln betraut ist. Die private Stiftung teilte am Mittwochabend in Paris mit, in Frankreich wie im Ausland versuchten Kriminelle in ihrem Namen, an Geld zu kommen.

Wer eine Mail oder einen Brief im Namen der Fondation du Patrimoine erhalte oder einen Anruf, sitze einem Betrüger auf, warnte die Stiftung. Spenden für Notre-Dame seien außerhalb von Frankreich ausschließlich über die Webseite don.fondation-patrimoine.org möglich, die es auch auf Englisch gibt.

Die Fondation du Patrimoine ist eine von vier Organisationen, die von der französischen Regierung offiziell mit dem Geldsammeln für den Wiederaufbau beauftragt sind. Die Stiftung hat nach dem Großbrand der Kathedrale bereits rund 145 Millionen Euro an Spenden empfangen: Fast 14 Millionen von Privatleuten und weitere 131 Millionen von Unternehmen und großen Mäzenen.

Kritik an Spendenflut

Neben der beispiellosen Solidarität um den Wiederaufbau der verwüsteten Kathedrale wird im Internet aber auch heftig darüber diskutiert. Viele Menschen heißen die Hilfsbereitschaft gut, finden aber, dass die Not von Menschen trotz allem an erster Stelle stehen sollte. 

Auch der Chef der mächtigen Gewerkschaft CGT, Philippe Martinez, kritisierte die Großspenden durch die Milliardärsfamilien Arnault und Pinault, die 200 beziehungsweise 100 Millionen Euro zugesagt hatten. Dies verdeutliche die "Ungleichheit in diesem Land", sagte Martinez.

Kritik wurde auch von Vertretern der "Gelbwesten" laut, die seit fünf Monaten für mehr soziale Gerechtigkeit demonstrieren. "Das gute Gewissen kaschiert nicht das Elend und die Sparpolitik" unter Präsident Macron, schrieb der Aktivist Benjamin Cauchy auf Twitter. Der Arbeitgeberverband Medef nannte es dagegen "lächerlich, alte Steine gegen Menschen aufzurechnen, da diese Steine immerhin die Menschen ernähren".