Nach dem Brand in der Pariser Kathedrale Notre-Dame haben am Mittwoch Kirchenglocken in ganz Frankreich geläutet. Die französische Bischofskonferenz hatte die Kathedralen im Land dazu aufgerufen. Die Glocken läuteten um 18.50 Uhr - zu diesem Zeitpunkt war am Montag der Brand in der Pariser Kathedrale entdeckt worden. Die Diözesen wollten so ihre Solidarität mit der Pariser Diözese ausdrücken.

Zahlreiche Menschen versammelten sich etwa vor der Pariser Kirche Sacre-Coeur im Touristenviertel Montmartre, der Kathedrale St. Andre in Bordeaux oder vor dem Straßburger Münster und hielten dort inne.

In der zweitgrößten Pariser Kirche Saint-Sulpice haben Gläubige nach dem Brand in der Kathedrale Notre-Dame eine vorösterliche Messe gefeiert. Der Erzbischof Michel Aupetit hatte dazu eingeladen. Die sogenannte Chrisammesse sollte eigentlich in Notre Dame stattfinden.

Die Kathedrale sei zwar teilweise zusammengestürzt, sagte Aupetit über die Brandkatastrophe. Er betonte jedoch mehrfach: "Wir werden unsere Kirche wieder aufbauen." Auch Brigitte Macron und Innenminister Christophe Castaner waren gekommen.

Gedenkmesse in Saint-Sulpice
Gedenkmesse in Saint-Sulpice © APA/AFP/JACQUES DEMARTHON

Vor der Kirche im Stadtteil Saint-Germain-des-Pres versammelten sich Hunderte Menschen. Eine Großbildleinwand war aufgebaut. Die Kirche Saint-Sulpice ist nach Notre Dame die größte Kirche in Paris. Kurz nach 18.50 Uhr läuteten auch dort die Glocken - die französische Bischofskonferenz hatte alle Kathedralen im Land aus Solidarität mit Notre Dame dazu aufgerufen.

"Wir müssen unsere Kirche im allgemeinen Sinne wieder aufbauen", sagte der Pariser Erzbischof weiter. Er spielte damit auf Skandale der jüngsten Zeit an - so war der Erzbischof von Lyon, Philippe Barbarin, von einem Gericht wegen Vertuschung von Missbrauch verurteilt worden.

Suche nach Brandursache

Die Ursache für den verheerenden Brand der weltberühmten Kathedrale Notre-Dame de Paris ist bislang noch völlig unklar - die eingesetzten Baufirmen weisen indes jede Verantwortung von sich. Fünf Unternehmen seien an den Arbeiten beteiligt gewesen, sagte der Pariser Staatsanwalt Remy Heitz.

© APA/AFP/THOMAS SAMSON

Baufirmen sehen keine Versäumnisse

Jene Firma, die das Baugerüst am nun abgebrannten Dachstuhl der Kathedrale errichtet hat, hielt fest, dass beim Ausbruch des Feuer gar kein Arbeiter mehr in der Kathedrale war. Alle Sicherheitsvorschriften seien eingehalten worden, sagte Julien Le Bras, Chef des Gerüstbauers Le Bras Freres. Sämtliche vorgeschriebenen Brandschutz- und Sicherheitsmaßnahmen seien eingehalten worden. Kein elektisches Geräte sei mehr am Netz gewesen, auf Schweißgeräte sei völlig verzichtet worden.

Die Staatsanwaltschaft geht jedenfalls von einem Unfall aus. "Nichts weist derzeit in die Richtung einer vorsätzlichen Tat", sagte Heit.  Die Vernehmung von Arbeitern und Angestellten hat bereits gestern begonnen - und läuft weiter. Das Feuer war auf dem Dachboden von Notre Dame ausgebrochen und nach einem Alarm um 18.43 Uhr entdeckt worden. Nach einem ersten Alarm um 18.20 Uhr war zunächst kein Brandherd gefunden worden.

Stadt Paris ehrt Feuerwehrleute und Helfer

Die Stadt Paris ehrt die Feuerwehrleute und andere Helfer, die zur Rettung der Kathedrale Notre Dame vor den Flammen beigetragen haben. Sie stehen am Donnerstag im Mittelpunkt einer Feierstunde vor dem Rathaus, die um 16.15 Uhr beginnt, wie die Stadtverwaltung ankündigte.

Bürgermeisterin Anne Hidalgo sowie der Dekan des Gotteshauses, Patrick Chauvet, werden Ansprachen halten. Auch Feuerwehr-Kommandeur Jean-Claude Gallet wird sprechen. Er stand den rund 400 Einsatzkräften vor, die Dienstagfrüh den Großbrand der Kirche gelöscht hatten.

Trump telefonierte mit Papst

Nach der Brandkatastrophe von Notre-Dame hat US-Präsident Donald Trump mit Papst Franziskus telefoniert. Er habe dem Papst wegen des "schrecklichen und zerstörerischen" Feuers das Mitgefühl der Menschen in den USA ausgesprochen und Hilfe von Experten beim Wiederaufbau angeboten, schrieb Trump am Mittwoch auf Twitter.

Internationaler Architekturwettbewerb

Frankreich will indes nach der Brandkatastrophe von Notre-Dame einen internationalen Architekturwettbewerb für den Wiederaufbau des kleinen Spitzturms ausrufen. Mit dem Wettbewerb solle darüber entschieden werden, ob und wie der Turm wieder aufgebaut wird, sagte Premierminister Edouard Philippe nach einer Regierungssitzung am Mittwoch.

Ein neuer Turm müsse den "Techniken und Herausforderungen unser Zeit" standhalten. Der kleine Spitzturm in der Mitte des Daches der weltberühmten Kathedrale war am Montagabend bei dem Brand in sich zusammengestürzt. Außerdem kündigte Philippe ein neues Gesetzes an, das Transparenz im Umgang mit den Spenden sicherstellen soll.

"Jeder Euro, der für den Wiederaufbau von Notre-Dame eingezahlt wird, wird dafür eingesetzt - und für nichts anderes", sagte Philippe.