Im US-Staat Illinois sind fast 400 katholische Priester und Laien öffentlich mit Missbrauchsvorwürfen konfrontiert worden. Das Anwaltsbüro Jeff Anderson & Associates, das auf Klerusmissbrauch spezialisiert ist, veröffentlichte am Mittwoch in Chicago eine Liste mit 395 Namen. Die Verdächtigen arbeiten oder hätten im Erzbistum Chicago und fünf weiteren Diözesen gearbeitet.

"Das Datenmaterial enthüllt das erschreckende Ausmaß, in dem Priester Kinder bis zum heutigen Tag sexuell missbrauchen", heißt es in dem Bericht. Im vergangenen Jahr hatte ein ähnlicher Report des Generalstaatsanwaltes des Staates Pennsylvania Hunderte Geistliche und Laien als mutmaßliche Pädophile gebrandmarkt. Die meisten Vergehen lagen zu lange Zeit zurück, um sie strafrechtlich noch zu verfolgen. Der Bericht schickte jedoch neue Schockwellen durch die katholische Kirche und führte letztlich auch zum Rücktritt des Erzbischofs von Washington, Kardinal Donald Wuerl.

Im Anschluss hatten mehrere US-Staaten Ermittlungen aufgenommen, immer mehr Betroffene meldeten sich. Im US-Staat West Virginia kam es vor wenigen Tagen zu einer Anklage gegen ein komplettes Bistum und einen ehemaligen Bischof. In Illinois warf Anwalt Anderson den Kirchenbehörden vor, die Fälle zum Teil nicht öffentlich zu machen.

Die Diözesen wiesen die Vorwürfe teilweise zurück. Die Diözese Joliet veröffentlichte ein Statement, in dem sie deutlich macht, dass alle bekanntgewordenen Fälle mit belastbaren Vorwürfen an die Strafverfolgungsbehörden gemeldet werden. Ähnlich äußerte sich die Erzdiözese Chicago.