Am letzten Freitag hatte sie im Rahmen der "Fridays for Future"-Demonstrationen in Stockholm wieder einen ihrer umjubelten Auftritte: "Wir stehen vor der größten existenziellen Krise, vor der die Menschheit jemals gestanden hat. Und trotzdem ist das ignoriert worden. Ihr, die das ignoriert habt, wisst, wer gemeint ist", sagte die 16-jährige Umweltaktivstin Greta Thunberg vor Tausenden jubelnden Demonstranten in Schwedens Hauptstadt.

Nicht a priori verteufeln

Wenige Tage danach irritiert sie mit einem Facebook-Posting zur Atomkraft: Persönlich sei sie gegen Atomkraft, man müsse die Angelegenheit aber in Relation und in ihrer Gesamtheit sehen: "Wir müssen eine große Anzahl von Gedanken zur gleichen Zeit im Kopf behalten und brauchen Veränderungen in beispielloser Geschwindigkeit. Atomenergie kann laut Weltklimarat IPCC ein kleiner Teil einer sehr großen kohlenstofffreien Energielösung sein, insbesondere in Gegenden, die nicht vollständig durch erneuerbare Energien versorgt werden können."

Niemand wisse genau, was zu tun sei - auch sie selbst nicht, selbst wenn das viele Menschen absurderweise immer wieder von ihr erwarten. Es gebe in der Klimapolitik einige Faktoren, die wichtig und notwendig seien: erneuerbare Energien wie Solar- und Windkraft, Recycling, nachhaltige Landwirtschaft, vegane Ernährung. Sich in Teilaspekte zu verlieren, sei der falsche Weg. Vielmehr müsse bzw. dürfe man bei einem globalen Weg nach vorne auch die Atomkraft nicht verteufeln.

Viel Häme und Kritik

Für diese - durchaus differenzierte - Ansicht musste die 16-Jährige prompt einige Kritik in der Dauerregungsblase namens Internet einstecken: Bei der Schweizer Zeitung Blick meldete sich am Ende ihr Vater, Svante Thunberg: "Es war nicht so gemeint, wie es aussah", wird der 49-Jährige, der den Facebook-Post seiner Tochter erklärt, zitiert. Er wies auf die nachträglich eingefügte Passage "Ich persönlich bin gegen Atomenergie, aber..." hin, die die Dinge ins rechte Licht rücken sollen. 

"Ich habe eine winzige Änderung im Text vorgenommen", kommentierte dies die Betroffene selbst und klagt ihr Leid, was die selektive Wahrnehmung der Öffentlichkeit anbelangt: "Einige Leute – sogar Zeitungen – betreiben andauernd Rosinenpickerei, wenn ich etwas schreibe und lassen Teile der geschrieben Sätze aus."

Im Netz gehen die Meinungen hin und her: Selbst auf dem Facebook-Profil der Klima-Aktivistin gibt es zahlreiche Kommentarschreiber, die die Atomenergie verglichen mit Kohlekraft befürworten. Andere sagen, dass es - abgesehen vom Risiko von AKW-Unglücken - niemals eine Lösung für atomaren Abfall geben werde.