Die nach zwei Flugzeugabstürzen geplanten Nachbesserungen an der Boeing-Modellreihe 737 Max 8 werden nach Angaben der zuständigen US-Behörde mehrere Monate dauern. Diesen Zeitrahmen nannte der geschäftsführende Leiter der US-Luftfahrtbehörde FAA, Dan Elwell. Er wisse nicht, wie lange das verhängte Flugverbot gelten werde, fügte er hinzu.

Nach zwei Abstürzen von Maschinen des Typs seit Oktober war der Verdacht aufgekommen, eine fehlerhafte Kontrollsoftwarekönne die Ursache sein. Boeing hatte ein Software-Upgrade angekündigt, das in den kommenden Wochen bei allen Maschinen aufgespielt werden solle.

Flugschreiber kommen nach Frankreich

Die beiden Flugschreiber sollen in Frankreich ausgewertet werden. Das bestätigte am Donnerstag die äthiopische Verkehrsministerin Dagmawit Moges.

Zuvor hatte die französische Nachrichtenagentur AFP berichtet, die Flugschreiber sollten noch am Donnerstag bei der französischen Luftsicherheitsbehörde Bureau d'Enquêtes et d'Analyses (BEA) eintreffen. Die BEA erklärte via Twitter, die äthiopischen Behörden hätten bei der Untersuchung um Unterstützung gebeten.

Bei dem Absturz am Sonntag in Äthiopien waren alle 157 Menschen an Bord der relativ neuen Maschine ums Leben gekommen. Die sogenannten Blackboxes zeichnen den Sprechfunk im Cockpit und alle Flugdaten auf, weswegen sie für die Klärung der Unglücksursache entscheidend sein könnten. Für gewöhnlich werden die Flugschreiber nach Unglücken ins Land des Flugzeugherstellers geschickt, was in diesem Fall die USA gewesen wären. 

Auch in den USA Flugverbot

Flugzeuge vom Typ Boeing 737 MAX müssen nun auch in den USA am Boden bleiben. Die US-Flugaufsichtsbehörde begründete das am Mittwoch mit "neuen Indizien", die am Ort des Absturzes gesammelt worden seien. US-Präsident Donald Trump sagte, das Flugverbot gelte ab sofort. Boeing-Chef Dennis Muilenburg sagte, er unterstütze die Entscheidung.

In den vergangenen Tagen war der Druck auf die USA gewachsen, ein Flugverbot für den umstrittenen Flugzeugtyp zu verhängen. Nach China und Indonesien am Montag hatte am Dienstag unter anderem dieEU ihren Luftraum für den Maschinentyp gesperrt. Am Mittwoch folgten zunächst unter anderem Neuseeland, Vietnam, Serbien und Ägypten, bis sich schließlich auch die USA und Kanada anschlossen. US-Präsident Trump sagte, er hoffe, Boeing werde eine Antwort auf die Frage nach der Unfallursache finden. "Bis dahin bleiben die Flugzeuge am Boden", fügte er hinzu.

Die US-Flugaufsichtsbehörde schrieb bei Twitter, neue Indizien vom Absturzort und die Auswertung von Satellitendaten hätten zu der Entscheidung geführt. Auch Kanadas Transportminister Marc Garneau begründete das Flugverbot in seinem Land mit "neuen Daten".

Desaster für Boeing

Für Boeing könnten der Absturz und die nun laufenden Ermittlungen zum finanziellen Desaster werden. Am Mittwoch kündigte eine erste Airline, der Billigflieger Norwegian, Entschädigungsforderungen an. Die Fluggesellschaft besitzt 18 Maschinen des Typs 737 MAX 8. Ein Unternehmenssprecher sagte am Mittwoch, Norwegian werde Boeing "die Rechnung schicken". Die Airline dürfe nicht finanziell leiden, weil ein komplett neues Flugzeug nicht fliegen könne.

An der New Yorker Börse fielen die Boeing-Aktien, nachdem das US-Flugverbot verkündet wurde, und zogen den Dow Jones mit nach unten. Zwar erholte sich der Kurs im Laufe des Tages wieder ein wenig, im Vergleich zum Zeitpunkt vor dem Absturz hat die Aktie nun aber mehr als zwölf Prozent an Wert verloren.

Die Boeing 737 MAX ist erst seit Mai 2017 in Betrieb. Weltweit fliegen rund 370 Maschinen des Typs. Wegen des geringen Spritverbrauchs war das Flugzeug bislang sehr begehrt. Rund 100 Airlines haben bereits mehr als 5000 Maschinen bestellt.

Flugverbote für Boeing 737 Max
Flugverbote für Boeing 737 Max © (c) APA

Spezialteam des Innenministeriums hilft in Äthiopien

Spezialisten des Innenministeriums helfen bei der Aufarbeitung der Flugzeugkatastrophe in Äthiopien: Ein DVI-Team unterstützt die lokalen Behörden bei der Identifizierung der Opfer. Das Ministerium rechnet mit einer Einsatzdauer von zwei bis vier Wochen, hieß es am Donnerstag.

157 Menschen, darunter drei Österreicher und ein in Kärnten lebender Deutscher, starben beim Absturz der Boeing-Maschine der Ethiopian Airline am vergangenen Sonntag. "Mein Mitgefühl gehört den Angehörigen der Todesopfer", sagte Innenminister Herbert Kickl (FPÖ). Das aus drei Beamten bestehende DVI-Team ("Disaster-Victim-Identification", Katastrophen-Opfer-Identifizierung, Anm.) wurde nach einer Anfrage von Interpol nach Addis Abeba entsandt.

Derzeit prüfen sie die Lage an Ort und Stelle. Sollte es notwendig sein, können sie Unterstützung von weiteren Experten anfordern, etwa durch Odontologen und Gerichtsmediziner. Abhängig von der Länge des Einsatzes und der damit verbundenen Belastung sei vorgesehen, die Spezialisten bei Bedarf abzulösen.

Aufgabe des Teams seien rechtswirksame Identifizierungen, um Angehörige nicht im Ungewissen zu lassen und bei Rechtsansprüchen für Klarheit zu sorgen. Heimische Spezialisten waren auch bei der Tsunami-Katastrophe 2004 in Thailand im Einsatz. "Dass das Innenministerium im Rahmen von großen Schadensereignissen, bei denen österreichische Opfer zu beklagen sind, Experten entsendet, gehört zum Standard", hielt das Ressort in einer Aussendung fest. Ein Oberösterreicher, ein gebürtiger Niederösterreicher, ein gebürtiger Kärntner, allesamt Ärzte, und ein in Villach tätiger deutscher Pfarrer starben bei dem Unglück.

Zur Identifizierung nach Interpol-Standards werden Daten, die zu Lebzeiten der betreffenden Person entstanden sind ("Ante Mortem"), mit an der Leiche erhobenen korrespondierenden Daten ("Post Mortem") verglichen, erläuterte das Ressort. Die Spezialisten werten vorrangig Fingerabdrücke, zahnmedizinische Daten und die DNA aus, weiters Merkmale wie Narben oder Tattoos.

Die strategische Leitung liegt beim Einsatzreferat des Ministeriums, fachliche Unterstützung kommt vom Bundeskriminalamt. Dem Team gehören mehr als 200 Spezialisten aus dem Bereich der Kriminalpolizei und der Gerichtsmedizin sowie forensische Zahnärzte an. In jeder der neun Polizeidirektionen ist ein einsatzbereites DVI-Team beim Landeskriminalamt eingerichtet.