Kurienkardinal George Pell, der in Australien wegen sexuellen Missbrauchs bzw. sexueller Belästigung von zwei Kindern verurteilt und verhaftet worden ist, ist nicht mehr Leiter des von Papst Franziskus eingerichteten vatikanischen Wirtschaftssekretariats. Nach der erstinstanzlichen Verurteilung Pells in Australien leitet der Vatikan ein Kirchenverfahren gegen Pell ein.

Mit dem Verfahren wird sich die Glaubenskongregation befassen "auf die Weise und in dem Zeitrahmen, der durch das kanonische Recht vorgesehen" sei, sagte der Interimssprecher des Papstes, Alessandro Gisotti, am Mittwoch. Die fünfjährige Amtszeit Pells ist in diesem Februar ohne Verlängerung durch den Papst abgelaufen. Pell gehörte bis zum vergangenen Dezember auch zum Kardinalsrat des Papstes.

Vatikan bestürzt

Der Vatikan hatte am Dienstag bestürzt auf die Nachricht von Pells Schuldspruch reagiert. Der Vatikan sowie die australischen Bischöfe betonten aber auch ihren Respekt vor der australischen Justiz. Dem Kardinal ist "bis zur endgültigen Klärung der Fakten" die öffentliche Ausübung des Priesteramtes untersagt.

Der Schuldspruch für Pell wegen sexuellen Missbrauchs wurde nur zwei Tage nach Abschluss einer vatikanischen Kinderschutz-Konferenz bekannt. Zu der Konferenz hatte Papst Franziskus die Präsidenten aller nationalen Bischofskonferenzen im Vatikan zusammengerufen.