Manche Neonicotinoide bleiben in Honig bis zu 40 Monate stabil, ohne zu zerfallen. Das zeigte eine Studie der Schweizer Universität Neuenburg. Die langfristige Stabilität dieser Pestizide schürt die Sorge, was dies für die Gesundheit von Bienen und Menschen bedeutet.

Für die Studie griffen die Forscher auf hochpräzise Messungen zurück und erreichten damit eine bisher unerreichte Genauigkeit, wie die Uni Neuenburg schrieb: Es gelang ihnen, Konzentrationen von zwei Pikogramm einer Substanz pro Gramm Ausgangsmaterial - in diesem Fall Honig - zu messen. Damit sei die Empfindlichkeit der Messmethode um den Faktor 1.000 präziser als bisherige Verfahren und ermöglichte exakte Analysen der Pestizide in der Umwelt, hieß es.

"Die maximal zulässige Menge für den menschlichen Verzehr liegt in der Größenordnung von 50.000 Pikogramm pro Gramm, während bereits Konzentrationen von 100 Pikogramm pro Gramm die Gesundheit von Bienen und anderen für den Menschen nützlichen Insekten einschränkt", so Mitchell. Diese geringen Mengen entsprächen immer noch Milliarden von Molekülen im Gehirn einer Biene.

Gesamte Kolonie betroffen

"Wenn diese Substanzen mit dem Nektar in den Bienenstock gelangen, bedeutet das, dass die gesamte Kolonie einschließlich der Königin lebenslang diesen Nervengiften ausgesetzt ist", erklärte Blaise Mulhauser, Direktor des Botanischen Gartens der Stadt Neuenburg.

"Entsprechend wird Honig, der für den menschlichen Verzehr bestimmt ist, über viele Monate hinweg die gleiche Konzentration an Pestiziden beibehalten", meinte Studienautor Edward Mitchell von der Universität Neuenburg. "Obwohl momentan nur wenige untersuchte Proben die geltenden Grenzwerte für den menschlichen Konsum überschreiten, wissen wir noch nicht, wie sich diese Substanzen langfristig auf die menschliche Gesundheit auswirken."

Die nun im Fachblatt "Environmental Pollution" veröffentlichte Studie ergänzt eine im Jahr 2017 im Fachblatt "Science" veröffentlichte Studie. Diesmal wurden vier weitere Pestizide getestet, nämlich Dinotefuran, Nitenpyran, Sulfoxaflor und Flupyradifuron. 28 Prozent - also rund ein Viertel - der 36 untersuchten Proben enthielten mindestens eines dieser Pestizide.

Vorsorgeprinzip

Dinotefuran und Nitenpyram seien keine neuen Substanzen, sagte Gaetan Glauser, Hauptautor der Studie. Sie würden nur seltener verwendet und daher seltener gemessen werden. Um aber eine umfassende Übersicht zu erhalten, wollten die Forscher sie einbeziehen. Derzeit wird debattiert, ob Sulfoxaflor und Flupyradifuron zu den Neonicotinoiden zählen oder nicht. "Erste wissenschaftliche Studien haben gezeigt, dass diese Moleküle die gleichen Auswirkungen wie andere Neonicotinoide haben und eine ähnliche Wirkungsweise auf das Nervensystem der Insekten", so Glauser.

Anstatt aber zehn bis 20 Jahre zu warten, um ihre Auswirkungen ausführlich zu testen, scheine es vernünftiger, das Vorsorgeprinzip anzuwenden und diese neuen Moleküle als Neonicotinoide zu klassifizieren, sagte der Forscher.