Vor allem junge Frauen versuchen nach Angaben von Menschenrechtsaktivisten verstärkt, aus Saudi Arabien zu fliehen. Sie dürfen in dem erzkonservativen Land nur mit Erlaubnis eines männlichen Vormunds einen Pass beantragen, das Land verlassen oder heiraten. Erst am Donnerstag hatte das EU-Parlament die saudische Regierung aufgefordert, das Vormundschaftssystem umgehend abzuschaffen.

Sie habe sich nicht mit Freundinnen treffen dürfen, ohne die Eltern um Erlaubnis zu fragen, erzählt eine Betroffene. Irgendwann hätten die Eltern ihr auch verbieten wollen, Bücher zu lesen. Das Verbot, weiter zur Arbeit zu gehen, die ständigen Kontrollanrufe, die Durchsuchungen des Zimmers - all das sorgte dafür, dass die junge Frau eines Tages das Handy ihres Vaters stahl, und ein Ticket nach Frankfurt buchte.

Heimlich die eigene Ausreise erlaubt

Eine App und eine Computersoftware des saudischen Innenministeriums sorgten zuletzt für Aufsehen. "Absher", was im saudi-arabischen Dialekt so etwas heißt wie: "In Ordnung!". Das Programm regelt digital  Behördengänge von der Zahlung eines Strafzettels bis zur Beantragung eines Passes.

Über die App verwalten Männer und Väter auch die Daten ihrer Schutzbefohlenen und können für Frauen festlegen, an welchem Flughafen sie Saudi-Arabien verlassen dürfen. Die App gibt es in dieser Form seit 2015 - seitdem gibt es immer mehr Asylanträge.

Die junge Frau erlaubte sich schon vor einem Jahr die Ausreise selbst, indem sie heimlich die nötigen Einstellungen auf dem Handy ihres Vaters mit seinen Zugangsdaten traf. Ein Zurück gibt es für die Frauen nicht mehr - über die App werden ihnen zumeist die Berechtigungen für Reisen und Behördengänge entzogen.

Immer mehr fliehen

Immer mehr Menschen aus Saudi-Arabien fliehen aus dem erzkonservativen Königreich und beantragen im Ausland Asyl. Ihre Zahl habe sich weltweit im Jahr 2017 verdreifacht, erklärte Menschenrechtsorganisation Amnesty International gegenüber der Deutschen Presse-Agentur.

EU-weit waren es nach Angaben des europäischen Statistikamts Eurostat in den vergangenen vier Jahren knapp 700 Anträge. In den vier Jahren zuvor - von 2011 bis 2014 - gab es hingegen nur 210 Anträge.