Nach dem Tod des mutmaßlichen Straßburger Attentäters Cherif Chekatt fahnden die Ermittler nach mögliche Komplizen. "Die Untersuchung wird nun fortgesetzt, um potenzielle Komplizen und Mittäter zu identifizieren, die ihn zu der Tat ermutigt oder bei den Vorbereitungen geholfen haben könnten", sagte der Pariser Antiterrorstaatsanwalt Remy Heitz am Freitag in Straßburg.

Indes ist die Zahl der Todesopfer nach der Attacke auf vier gestiegen. Jenes Opfer das als hirntot galt, ist nun verstorben. 

In der Elsass-Metropole und an den Grenzen kehrte wieder etwas Normalität ein. Der Christkindlmarkt, einer der ältesten Europas, wurde wiedereröffnet. Präsident Emmanuel Macron kündigte an, direkt vom Brüsseler EU-Gipfel nach Straßburg reisen zu wollen, um dort Familien der Opfer zu treffen und den Sicherheitskräften für ihren Einsatz zu danken.

Nach einer zweitägigen Großfahndung hatte die Polizei den mutmaßlichen Straßburg-Attentäter Chekatt am Donnerstagabend getötet. Er soll für den Terroranschlag in der elsässischen Metropole am Dienstagabend mit vier Toten verantwortlich sein. Ein Opfer hatte zunächst hirntot überlebt - das heißt, dass das Gehirn alle Funktionen unwiderruflich eingestellt hat. Dieser Mensch ist am Freitagnachmittag verstorben. Zahlreiche Menschen wurden verletzt.

Nach Angaben von Chefermittler Heitz befanden sich am Freitag sieben Menschen in Gewahrsam. Bei vier von ihnen handelte es sich demnach um Familienangehörige von Chekatt, bei den drei anderen um der Familie nahestehende Personen. Zwei von ihnen seien in der Nacht auf Freitag festgenommen worden.

Zum Motiv des mutmaßlichen Attentäters äußerte sich Heitz nicht weiter. Die Terrormiliz Islamischer Staat (IS) reklamierte den Anschlag nach dem Tod Chekatts für sich. Der Angreifer sei ein Soldat des Islamischen Staates gewesen, meldete das IS-Sprachrohr Amaq. Der französische Innenminister Christophe Castaner nannte die Reklamation "opportunistisch" - sie ändere nichts. "Hier war ein Mann in unserer Mitte, der das Böse nährte", sagte er.

Bekannt ist, dass der Angreifer Zeugen zufolge "Allahu Akbar" (Allah ist groß) gerufen hat. Außerdem sei eine Radikalisierung Chekatts während eines Gefängnisaufenthaltes aufgefallen, hieß es vonseiten der Behörden. Er wurde in zwei Antiterrorverzeichnissen der französischen Regierung geführt und vom Geheimdienst überwacht.

Am Freitagvormittag wurde der "Christkindelsmärik" in der Elsass-Metropole wiedereröffnet. Innenminister Castaner und der Straßburger Bürgermeister Roland Ries gingen über den Markt in der Innenstadt und sprachen mit Verkäufern und Besuchern. Der Platz wurde von Polizei und Soldaten abgesichert. Hunderte Menschen schlenderten zur Eröffnung über den Markt, der im Jahr 1570 erstmals erwähnt wurde. Bei den Ständen konnte man wieder Glühwein und Essen kaufen. Castaner dankte den Sicherheitskräften für ihren Einsatz.

Auch an der deutsch französischen Grenze entspannte sich die Lage. Dort gab es keine zusätzlichen Kontrollen von Deutschland nach Frankreich mehr. Die Einsatzkräfte zogen sich nach Angaben der Bundespolizei am Donnerstagabend gegen 23.00 Uhr zurück. Besonders streng war zuvor der Grenzübergang Kehl-Straßburg kontrolliert worden. Hier kam zu längeren Verzögerungen im Straßenverkehr.

In Deutschland führte der Fall zu einer Diskussion über eine Reform der Sicherheitsarchitektur in Europa. Chekatt saß nämlich in Deutschland wegen Einbruchs im Gefängnis, doch wussten die dortigen Behörden nicht, dass er in Frankreich auch als radikaler Islamist galt. Politiker von Union und FDP forderten einen besseren Datenaustausch und verwiesen auch auf den Anschlag auf den Berliner Weihnachtsmarkt vor zwei Jahren.