Das Welternährungsprogramm (WFP) der Vereinten Nationen hat vor einer Krise bisher ungeahnten Ausmaßes in der Sahelzone und deren Anrainerstaaten gewarnt. Bewaffnete Konflikte, Klimaextreme, politische Instabilität und eine rasch wachsende Bevölkerung gefährdeten die Ernährungssicherheit und könnten auch zu einer großen Migrationsbewegung führen, sagte WFP-Chef David Beasley in Berlin.

Hier gehe es nicht etwa wie in Syrien um rund 20 Millionen Menschen, im größeren Sahelgebiet mit Nigeria lebten rund 500 Millionen Menschen. Die Welt müsse "aufwachen und die Wurzel des Problems angehen", mahnte Beasley. "Ohne Ernährungssicherheit gibt es insgesamt keine Sicherheit."

Klimaextreme

Einige Staaten der Sahelzone - etwa Mali, Burkina Faso, Niger und der Tschad - werden von islamistischen Terrorgruppen destabilisiert. Klimaextreme wie anhaltende Trockenzeiten machen der Landwirtschaft in dem Gebiet am Südrand der Sahara schwer zu schaffen. Trotzdem wächst die Bevölkerung dort mitunter rasant. Im Niger etwa, einem der ärmsten Länder der Welt, gebären Frauen im Durchschnitt 7,5 Kinder - die weltweit höchste Geburtenrate. Die Bevölkerung in Nigeria soll sich UNO-Prognosen aus dem vergangenen Jahr zufolge von derzeit 185 Millionen Menschen bis 2100 auf 914 Millionen mehr als vervierfachen.

Beasley warnte, die Risiken des Bevölkerungswachstums würden unterschätzt. "Wenn wir schon damit ringen, 7,5 Milliarden zu ernähren, mit all den Ressourcen, dem Wohlstand und der Erfahrung, die wir heute haben, wie sehr werden wir ringen müssen bei zehn Milliarden Menschen in 25 Jahren und der Bevölkerungsexplosion in bestimmten Regionen der Welt", sagte er.

Die UNO geht davon aus, dass in der Sahelzone im laufenden Jahr rund 32 Millionen Menschen zeitweise nicht genügend zu essen haben, rund fünf Millionen Kinder gelten als mangelernährt. "Die Länder der Sahelzone gehören zu jenen in der Welt, die am meisten von Krisen und Naturkatastrophen bedroht sind", betonten die UN im März. Die Sahelzone ist ein rund 7.000 Kilometer langer und bis zu 800 Kilometer breiter Streifen am südlichen Rand der Sahara, der sich von Mauretanien im Westen bis in den Sudan am Roten Meer erstreckt.

Weltweit hatte die Zahl der Hungernden zuletzt wieder zugenommen - nach Erfolgen seit der Jahrtausendwende. Bewaffnete Konflikte gelten als wesentlicher Grund. Der UN-Bevölkerungsfonds stellt an diesem Mittwoch in New York seinen neuen Weltbevölkerungsbericht vor.