"Sagt es laut, sagt es klar, wir sind alle unteilbar", skandierten die Teilnehmer vor der Bühne am Alexanderplatz am Samstagmittag.

Auf Plakaten stand etwa: "Kein Platz für Nazis" oder "Seenotrettung ist kein Verbrechen". Bei "Unteilbar" handelt es sich um ein breites Bündnis aus tausenden Vereinen, Verbänden und Organisationen. Dem Bündnis schlossen sich etliche kirchliche Organisationen, Wohlfahrtsverbände, Gewerkschaften und Parteien an. Unter anderem die SPD und Pro Asyl hatten zur Teilnahme an der Veranstaltung aufgerufen.

Künstler, Wissenschaftler, Intelektuelle

Unterstützt wird das Bündnis außerdem von Künstlern, Wissenschaftern und anderen Intellektuellen wie dem Satiriker Jan Böhmermann und der Band "Die Ärzte". Bei einer ähnlichen Demonstration "gegen Rassismus, Diskriminierung und Nationalismus" werden auch in Frankfurt am Main am Samstag laut den Veranstaltern tausende Teilnehmer erwartet.

Der deutsche Außenminister Heiko Maas unterstützt die in Berlin geplante Großdemonstration. Der SPD-Politiker nannte es ein großartiges Signal, dass am Samstag so viele auf die Straße gehen. "Wir lassen uns nicht spalten - von rechten Populisten schon gar nicht", sagte Maas den Zeitungen der Funke-Mediengruppe (Samstag).

Toleranz und Weltoffenheit

Er betonte, die Mehrheit in Deutschland stehe für Toleranz und Weltoffenheit. Neuer Nationalismus löse kein einziges Problem. "Wir brauchen keine Abschottung, sondern mehr internationale Zusammenarbeit. Eine Vielfalt der Herkünfte, Hautfarben, Religionen und Lebensstile ist für uns eine Bereicherung und keine Bedrohung." Fremdenfeindlichkeit und Antisemitismus dürften keinen Platz haben, "weder bei uns noch irgendwo sonst auf der Welt", sagte Maas weiter.

Die Vorsitzende der Linke-Fraktion im Bundestag, Sahra Wagenknecht, wies im Voraus Berichte zurück, sie habe der "Unteilbar"-Demonstration eine Absage erteilt. Die von ihr gegründete linke Sammlungsbewegung "Aufstehen" erklärte am Freitag, dass Wagenknecht den Aufruf zu der Demo zwar inhaltlich kritisiert habe, aber unabhängig davon befürworte, "dass möglichst viele Menschen gegen Rechtsentwicklung und Rassismus auf die Straße gehen". Zugleich werbe sie dafür, in Zukunft auch Menschen in diesen Protest einzubeziehen, "die für eine Regulierung der Migration eintreten".

Recht auf Schutz und Asyl

Die Initiatoren der Demonstration rufen dazu auf, für das Recht auf Schutz und Asyl und gegen die Abschottung Europas zu streiten. Wagenknecht hatte zuletzt häufiger vor offenen Grenzen und einer unbegrenzten Migration in den deutschen Arbeitsmarkt gewarnt.

Grünen-Bundesgeschäftsführer Michael Kellner und andere rügten Wagenknecht wegen ihrer Kritik. "Sahra Wagenknechts "Aufstehen" hat sich in meinen Augen blamiert und diskreditiert", sagte Kellner dem Redaktions-Netzwerk Deutschland (Samstag). Dass sich vor allem die AfD über Wagenknechts Kritik an der Demonstration freue, sage doch schon alles.

Wagenknechts Co-Vorsitzender Dietmar Bartsch sagte der "Frankfurter Allgemeinen Zeitung" (Samstag): "Die Linksfraktion im Bundestag hat beschlossen, zur Teilnahme an der "Unteilbar"-Demonstration aufzurufen. Ich persönlich werde auch gern dabei sein. Dass Sahra Wagenknecht sich von diesem Aufruf distanziert, habe ich mit Verwunderung zur Kenntnis genommen."

Die Berliner CDU unterstützt die Großdemonstration ausdrücklich nicht. Anmelder sei ein Anwalt der "Roten Hilfe", also einer Organisation, die "linksextremistische Verbrecher" unterstütze, sagte Generalsekretär Stefan Evers zum Auftakt eines CDU-Landesparteitags. "Wenn heute demokratische Politiker oder gar Minister Seite an Seite mit linksextremistischen Organisationen durch die Stadt ziehen, dann ist das entweder naiv oder politisch unverantwortlich."