Nach dem Mord an einer TV-Moderatorin in Bulgarien suchen Ermittler nach Hinweisen auf den Täter. Es würden Menschen aus dem kriminellen Milieu überprüft, berichtete der Sender bTV am Montag unter Berufung auf die Polizei. Die Ermittler gingen derzeit von einem Einzeltäter aus.

Bulgariens Generalstaatsanwalt Sotir Zazarow und Innenminister Mladen Marinow arbeiteten vor Ort in der Stadt Russe an der Aufklärung des Falls. In der Hauptstadt Sofia und in Russe sollten am Montagabend Gedenkandachten für Marinowa stattfinden.

Die Leiche der 30 Jahre alten Viktoria Marinowa, Moderatorin eines lokalen Kabelsenders, war am Samstag in einem Park am Donauufer in Russe entdeckt worden, wo sie joggen gegangen war. Sie wurde vergewaltigt. Die Polizei geht eigenen Angaben zufolge auch möglichen beruflichen oder persönlichen Motiven für die Tat nach.

Betrug mit EU-Fördergeldern?

An der jüngsten Ausgabe der von Marinowa moderierten Sendung "Detektor" hatten Investigativjournalisten aus Bulgarien und Rumänien teilgenommen, die zu einem angeblichen Betrug mit EU-Fördergeldern recherchiert hatten. Landesweit war die Moderatorin kaum bekannt.

Ihre Tötung löste Entrüstung und Bestürzung weit über Bulgariens Grenzen hinweg aus. Außenministerin Karin Kneissl (FPÖ) zeigte sich beunruhigt: Es handle sich um den dritten Journalistenmord in der EU in diesem Jahr, twitterte sie am Montag. "Ich bin auch sehr besorgt über das, was die barbarische Ermordung des saudi-arabischen Journalisten Ahmad Khashoggi zu sein scheint. "Beide Fälle müssen eingehend untersucht und die Täter vor Gericht gebracht werden", fügte die Ministerin hinzu.

Die deutsche Regierung mahnte ebenfalls zu stärkerem weltweiten Schutz der Pressefreiheit. "Pressefreiheit ist ein elementares Bürgerrecht und ein fundamentales Grundrecht jeder demokratischen Gesellschaft", sagte ein Sprecher des Auswärtigen Amtes in Berlin. Berlin setze sich deshalb weltweit für den Schutz und die Sicherheit von Journalisten ein.

"Die Verantwortlichen des abscheulichen Mordes (...) müssen sofort zur Verantwortung gezogen werden", forderte der Präsident des EU-Parlaments, Antonio Tajani, auf Twitter.

Die EU-Kommission verlangte ihrerseits "rasche und gründliche Ermittlungen". Die Täter müssten vor Gericht gebracht werden, und es müsse insbesondere geklärt werden, ob eine Verbindung zur Arbeit der Journalistin bestehe, sagte ein Sprecher am Montag in Brüssel.

"Geschockt und entsetzt"

"Geschockt von dem brutalen Mord an der bulgarischen Journalistin (...). Meine Gedanken sind mit ihrer Familie", schrieb der Fraktionschef der Europäischen Volkspartei (EVP) im EU-Parlament, Manfred Weber, auf Twitter.

"Ich bin geschockt von dem entsetzlichen Mord an der Investigativjournalistin", erklärte der Vertreter für Medienfreiheit bei der Organisation für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa (OSZE), Harlem Desir.

Die österreichische Journalistengewerkschaft in der GPA-djp verurteilte den Mord ebenfalls scharf. "Nach Jan Kuciak in der Slowakei und Daphne Caruana Galizia auf Malta ist das bereits der dritte Journalistenmord in der EU in weniger als einem Jahr", erinnerte Vorsitzender Eike Kullmann in einer Aussendung vom Montag. "Und alle drei haben zu Korruption recherchiert."