In seiner Heimat nennen sie ihn "Doktor Wunder". Der Gynäkologe Denis Mukwege behandelt seit mehr als 20 Jahren mit chirurgischem Geschick und viel sozialem Engagement die grausamen Verletzungen, die Frauen in der Demokratischen Republik Kongo bei Vergewaltigungen zugefügt werden.

Weltweit setzt er sich für ein härteres Vorgehen gegen Vergewaltigungen als Kriegsmittel ein. Am Freitag wurde der 63-Jährige gemeinsam mit der yezidischen Aktivistin Nadia Murad für für seinen Kampf gegen sexuelle Gewalt mi dem Friedensnobelpreis ausgezeichnet.

"Wir haben es geschafft, eine Grenze bei chemischen Waffen, bei biologischen Waffen und bei Atomwaffen zu ziehen", sagte Mukwege in einem AFP-Interview 2016. "Heute müssen wir auch eine Grenze bei Vergewaltigung als Kriegswaffen ziehen", fügte er hinzu und bezeichnete sexuelle Gewalt als eine "billige und effiziente" Form des Terrors, welche die Opfer ein Leben lang schädige.

Setzt sich für Vergewaltigungsopfer ein

Mukwege operiert seit Jahren unter einfachen Bedingungen Frauen, die Opfer von Vergewaltigungen wurden und deren Geschlechtsorgane oft völlig zerstört wurden. Der Gynäkologe gilt weltweit als Spezialist für das Rekonstruieren weiblicher Geschlechtsorgane. Zudem setzt er sich für die soziale und moralische Rehabilitation von Vergewaltigungsopfern im Kongo ein, wo die betroffenen Frauen oft gesellschaftlich geächtet sind.

In der ostkongolesischen Stadt Bukavu wurde Mukwege am 1. März 1955 als drittes von neun Kindern geboren. Sein Vater - ein Pastor, der regelmäßig Krankenbesuche machte - inspirierte ihn dazu, Arzt zu werden. Nach seinem Studium in Burundi und Frankreich kehrte er Ende der 80er-Jahre in den Kongo zurück.

Behandelt jährlich mehr als 3500 Frauen

Im Krankenhaus von Lemera, etwa 100 Kilometer südlich seiner Heimatstadt in der östlichen Provinz Süd-Kivu, sah er erstmals ein Opfer einer schrecklichen Vergewaltigung: "Ihr ganzes Becken war zerstört. Ich dachte, es handelte sich um das Werk eines Irren, aber im selben Jahr behandelte ich noch 45 ähnliche Fälle", erinnert sich Mukwege in seiner französischsprachigen Biografie "Plaidoyer pour la vie" ("Plädoyer für das Leben")

1999 gründete der tief gläubige Arzt in seiner Heimatstadt Bakavu das Panzi-Krankenhauses, in dem er auch arbeitet und wo jährlich mehr als 3.500 Frauen behandelt werden.

Seine Arbeit in der von Bürgerkriegen gebeutelten Krisenregion brachte den Mediziner schon in Lebensgefahr. Im Jahr 2012 entkam er nur knapp einem Angriff, bei dem sein Leibwächter getötet wurde. In Bukavu steht er unter dem ständigen Schutz der UNO-Friedenstruppen.

Vor vier Jahren war Mukwege für seine Arbeit bereits mit dem Sacharow-Preis für Menschenrechte des Europaparlaments ausgezeichnet worden. 2015 erschien der Dokumentationsfilm "Der Mann, der Frauen repariert".

Neben seiner medizinischen Arbeit steht Mukwege einer weltweiten Kampagne gegen den Kauf von Blutdiamanten vor.