Fast ein Vierteljahrhundert nach dem Völkermord in Ruanda haben die Behörden dort neue Massengräber mit den sterblichen Überresten von rund 5.400 Menschen entdeckt. Die Gebeine wurden in einem Stadtviertel der Hauptstadt Kigali in 26 Massengräbern entdeckt, erklärte am Donnerstag Naphtal Ahishakiye, der Leiter der Organisation für Überlebende des Völkermordes.

Die Massengräber wurden entdeckt nachdem ein Mann, der zur Zeit des Massakers im Jahr 1994 noch ein Kind war, die Behörden verständigte. Er gab demnach an, damals von Massengräbern im Bereich Masaka im Stadtviertel Kicukiro gehört zu haben. Eine Suche führte die Behörden rasch zu den sterblichen Überresten, wie Ahishakiye erklärte. Er forderte alle Ruandesen auf, die Behörden zu informieren, falls sie Informationen zu möglichen weiteren Massengräbern hätten.

Genozid im Jahr 1994

In dem ostafrikanischen Land werden immer noch Massengräber entdeckt. Viele Ruandesen finden es enttäuschend, dass Anrainer weiter versuchen, diese zu verheimlichen. Ahishakiye sagte, es sei bestürzend festzustellen, wenn auf Massengräbern Häuser gebaut wurden und die Bewohner Bescheid wüssten. Während des Völkermordes waren in den betroffenen Stadtvierteln zahlreiche Straßensperren von Hutu-Milizen errichtet worden, die gezielt Tutsis herausgriffen und töteten.

Bei dem Genozid im Jahr 1994 waren innerhalb von nur etwa drei Monaten rund 800.000 Menschen getötet worden, vor allem Angehörige der Volksgruppe der Tutsi aber auch gemäßigte Hutus.