Vier Tage nach dem verheerenden Erdbeben mit mehr als 300 Toten hat ein starkes Nachbeben am Donnerstag die indonesische Ferieninsel Lombok erschüttert. Laut US-Erdbebenwarte USGS handelte es sich um ein Beben der Stärke 5,9 im Nordwesten der Insel. Der indonesische Katastrophenschutz gab die Stärke mit 6,2 an. Nach dem Erdbeben vom Sonntag sind etwa 156.000 Menschen auf Lombok obdachlos.

Panik unter Evakuierten

Ein AFP-Reporter berichtete von Panik unter den Evakuierten in einer Notunterkunft im Norden der Insel. Das Nachbeben ereignete sich laut USGS in geringer Tiefe, während Rettungsorganisationen noch nach Überlebenden in den Trümmern des Erdbebens vom Sonntag suchten. Ein Sprecher des indonesischen Katastrophenschutzes sagte, es habe seit Sonntag 355 Nachbeben gegeben. Augenzeugen berichteten von dramatischen Szenen: "Wir steckten im Verkehr fest, als wir Hilfe verteilten, plötzlich fühlte es sich an, als würde unser Auto von hinten gerammt, es war so heftig", sagte Sri Laksmi. "Leute in der Straße liefen panisch los und verließen ihre Autos, sie rannten in verschiedene Richtungen mitten im Verkehr." Einige Gebäude in der Nähe stürzten ein. Nach ersten Berichten gab es jedoch keine neuen Todesopfer.

Das Erdbeben vom Sonntag mit einer Stärke von 6,9 löschte nach Angaben von Hilfsorganisationen ganze Dörfer aus. Die Zahl der Toten stieg laut Katastrophenschutz am Donnerstag auf 319. Mindestens 1.400 Menschen seien schwer verletzt worden, sagte ein Sprecher. "Nach jüngsten Zahlen sind 319 Menschen tot", sagte Indonesiens Sicherheitsminister Wiranto. Auch zwei Österreicher hatten laut Außenministerium leichte Blessuren erlitten. Mehr als 1.000 Verletzte wurden nach Angaben von Behördensprecher Sutopo Nugroho noch in Krankenhäusern behandelt. Insgesamt wurden annähernd 70.000 Häuser beschädigt und zudem noch 470 Schulen und 65 Moscheen.

Es fehlt am Nötigsten

Die Behörden baten um Medizin, Lebensmittel und sauberes Wasser für die Betroffenen. Vielen Menschen fehlten auch vier Tage nach dem schweren Erdbeben vom Sonntag noch die nötigsten Hilfsmittel. In manchen Gegenden im Norden Lomboks standen Überlebende am Straßenrand mit Kartons, in der Hoffnung auf Lebensmittelgaben und andere Spenden. In mehreren Notunterkünften beklagten Menschen knapper werdende Lebensmittel. Es gebe einen dringenden Bedarf an "langfristiger Hilfe", vor allem Nahrung und Arzneimittel, sagten Behördenvertreter. Das indonesische Rote Kreuz richtete zehn mobile Krankenhäuser im Norden der Insel ein.

Das Nachbeben war der dritte schwere Erdstoß innerhalb von zwei Wochen. Bereits eine Woche vor dem Hauptbeben waren auf Lombok 17 Menschen bei einem Beben der Stärke 6,4 ums Leben gekommen. Indonesien liegt auf dem Pazifischen Feuerring, der geologisch aktivsten Zone der Erde. Immer wieder bebt dort die Erde oder es kommt zu Vulkanausbrüchen.