Im süditalienischen Foggia haben am Mittwoch hunderte ausländische Landarbeiter für bessere Arbeitsbedingungen gestreikt und sich an einer Protestkundgebung beteiligt. Die Demonstration wurde von den Gewerkschaften unterstützt. Die Demonstranten versammelten sich vor der Siedlung San Severo, in der hunderte afrikanische Erntehelfer in miserablen Zuständen leben.

"Arbeit, Rechte und Würde", lautete der Slogan der Demonstranten. "Schluss mit Ausbeutung, wir wollen in Sicherheit arbeiten", war auf einem Spruchband zu lesen. Eine Schweigeminute wurde für die 16 afrikanischen Erntehelfer eingehalten, die bei zwei Verkehrsunfällen in der Nähe von Foggia am Montag und am vergangenen Samstag tödlich verunglückt waren. Die Lieferwagen, in denen sie von der Feldarbeit zurückkehrten, waren mit Lastwagen zusammengestoßen.

Unterstützung seitens der Regierung

"Heute ist ein Tag der Trauer. Erstmals organisieren sich Erntehelfer und kämpfen für ihre Rechte, das ist sehr wichtig", betonte Michele Emiliano, Präsident der Region Apulien, zu der Foggia gehört. Landwirtschaftsminister Gian Marco Centinaio erklärte, er wolle nicht in einem Land leben, wo Sklaverei noch herrsche. "Ich werde alles Mögliche tun, um diese Plage zu bekämpfen", sagte der Minister.

Die Schwarzarbeit in der Landwirtschaft generiere ein Milliardengeschäft. "Erntehelfer werden für drei Euro pro Stunde ausgenutzt", sagte der Minister. Am Dienstag hatten Premier Giuseppe Conte und Innenminister Matteo Salvini die Stadt Foggia besucht und ihren Einsatz gegen sklavenartige Arbeitsbedingungen auf den Feldern in Süditalien versprochen. "Wir werden Schwarzarbeit und Schattenwirtschaft bekämpfen. Der Einsatz gegen die Mafia, gegen die Ausnutzung der Schwarzarbeit und gegen die illegale Migration sind Prioritäten dieses Kabinetts", erklärte Salvini.

Die Protestkundgebung gegen das "Caporalato" fand viele Anhänger
Die Protestkundgebung gegen das "Caporalato" fand viele Anhänger © APA

Das Phänomen des "Caporalato", wie die Ausbeutung von Schwarzarbeitern auf den Feldern in Italien genannt wird, ist vor allem in den süditalienischen Regionen verbreitet. Ausländische Arbeitskräfte werden wie Sklaven in der Landwirtschaft eingesetzt und auch so behandelt. Zuletzt sind zwar die Strafen für die Ausbeutung von Schwarzarbeitern auf den Feldern auf bis zu sechs Jahre Haft erhöht worden. Die Kontrollen seien sind aber unzulänglich, kritisieren die Gewerkschaften.

Leben ohne Strom und Wasser

Die Saisonarbeiter müssen zudem auch für die Transportkosten von den Barackensiedlungen, in denen sie leben, bis zu den Feldern aufkommen. In einem Kleinbus eingepfercht waren am Montag 12 afrikanische Migranten nahe Foggia verunglückt. Das Fahrzeug war gegen einen Bus geprallt. Zu einem ähnlichen Unfall war es am Samstag unweit von Foggia gekommen. Dabei waren vier Saisonarbeiter ums Leben gekommen. Gewerkschaften und Vereinigungen zur Unterstützung der Arbeiter verlangen seit Jahren ein System öffentlicher Verkehrsmittel in der Haupterntesaison.

Der Handel mit illegalen Immigranten, die auf den Feldern Süditaliens ausgebeutet werden, beschäftigt die italienischen Behörden schon seit Jahren. 40 Prozent der Ausländer, die in der süditalienischen Landwirtschaft arbeiten, wohnen in Hütten ohne Strom und Wasser. 30 Prozent von ihnen werden misshandelt. In kaum einem Landwirtschaftsunternehmen werden Saisonarbeiter legal angestellt, berichteten italienische Medien. Hinter der Ausnutzung der Tagelöhner stecke meistens die Mafia, die sich mit dem Menschenhandel bereichere.