Beim Absturz eines Flugzeugs in den Schweizer Alpen am Samstag sind nach Polizeiangaben 20 Menschen ums Leben gekommen. Unter den Opfern befinden sich auch Österreicher. Die im Kanton Graubünden abgestürzte Maschine war eine Junkers Ju-52 des Baujahrs 1939, wie die auf Rundflüge spezialisierte Firma JU-Air in der Nacht zum Sonntag mitteilte. Das Oldtimer-Flugzeug hat Platz für 17 Passagiere und drei Besatzungsmitglieder.

Bei einer Pressekonferenz gab die Kantonspolizei Graubünden am Sonntagnachmittag Näheres bekannt. So kamen bei dem Absturz acht acht Paare und vier Einzelpersonen aus den Kantonen Zürich, Thurgau, Schwyz, Waadt und aus Niederösterreich, außerdem drei Besatzungsmitglieder aus den Kantonen Zürich und Thurgau. Die Opfer sind zwischen 42 und 84 Jahre alt.

Bei den Niederösterreichern soll es sich um ein Ehepaar und dessen Sohn handeln, berichtet ein Sprecher des Betreibervereins JU-Air.

Senkrecht zu Boden gestürzt

Einsatzleiter Andreas Tobler von der Kantonspolizei bei der Pressekonferenz
Einsatzleiter Andreas Tobler von der Kantonspolizei bei der Pressekonferenz © APA/KEYSTONE/MELANIE DUCHENE

Die Ursache des Absturzes ist noch völlig unklar. Das Flugzeug dürfte aber nahezu senkrecht und mit hoher Geschwindigkeit auf den Boden geprallt sein. Über die Aussagen von mehreren Augenzeugen, die das Unglück mitangesehen hatten, gaben sich Hauptmann Andreas Tobler und Daniel Knecht, der Untersuchungsleiter der Schweizer Fluguntersuchungsstelle bei der Pressekonferenz aber bedeckt. Ausgeschlossen werden könne zum jetzigen Zeitpunkt eine Kollision mit einem Hindernis, Kabel oder einem anderen Fluggerät. "Es gab keine Fremdeinwirkung von außen.."

Unglücksstelle in den Schweizer Alpen
Unglücksstelle in den Schweizer Alpen © APA/KEYSTONE/GAETAN BALLY

Es wird Tage dauern, bis die Bergungsarbeiten beendet sind, berichtet die NZZ. Die Absturzstelle mitten in einem beliebten Wandergebiet ist gesperrt, ebenso der Segnespass.

Rückflug von Erlebnisreise

Die verunglückte Maschine der Ju-Air war auf dem Rückflug von einer Erlebnisreise von Locarno im Kanton Tessin nach Dübendorf. Sie war am Freitag von Dübendorf aus nach Locarno-Magadino geflogen. Der Rückflug nach Dübendorf startete am Samstag um 16.10 Uhr, wie Andreas Tobler von der Kantonspolizei Graubünden am Sonntag vor den Medien in Flims sagte. Der Absturz ereignete sich kurz vor 17 Uhr an der Westflanke des Piz Segnas.

Maschine der JU-Air
Maschine der JU-Air © AP

Unglücksserie in der Schweiz

Am Samstag war außerdem bei Hergiswil - rund zehn Kilometer südlich von Luzern am Vierwaldstättersee - ein Flugzeug abgestürzt. Eine vierköpfige Familie aus der Region mit zwei minderjährigen Kindern kam dabei ums Leben, wie die Polizei in Nidwalden berichtete.

Durch den Absturz des Flugzeugs vom Typ Socata TB-10 fing das Umland Feuer. Ein Löschhelikopter musste diesen Brand zuerst löschen, bevor sich die Einsatzkräfte vor Ort begeben konnten. Das Flugzeug, das um 9.45 Uhr auf dem Flugplatz Kägiswil (Kanton Obwalden) gestartet war, brannte völlig aus.

Exakt eine Woche davor kamen am Samstag ebenfalls vier Menschen beim Absturz eines Kleinflugzeuges ums Leben. Die Maschine stürzte auf den Mont-Durand-Gletscher ab. Innerhalb einer Woche kam es somit zu drei Flugzeugabstürzen in der Schweiz.

Beliebte Rundflüge

Die Maschine gehörte der Ju-Air, die touristische Rundflüge anbietet. "Das Team der Ju-Air ist tief traurig und denkt an die Passagiere, die Crew und Familien und Freunde der Verunglückten", teilte das Unternehmen mit. Der Flugbetrieb werde bis auf Weiteres eingestellt. Die Maschinen sind im Volksmund als "Tante Ju" bekannt und werden oft zu Geburtstagen oder Jubiläen von Familien, Firmen oder Vereinen gebucht.

Die Ju-Air bietet touristische Rundflüge an
Die Ju-Air bietet touristische Rundflüge an © Andreas Traxler

Ju-Air ist ein Verein von Freunden der schweizerischen Luftwaffe (VFL), der 1981 die drei ausgemusterten Maschinen übernommen hatte. Die Maschinen der Ju-Air werden oft für Alpen-Rundflüge gebucht. Die betroffene Maschine hat vom Militärflughafen Dübendorf aus - etwa zehn Kilometer nordöstlich von Zürich - seitdem nach eigenen Angaben mehr als 14.000 Passagiere geflogen.

Hitze als Unfallursache?

Schweizer Medien zitierten Flugexperten mit Spekulationen, dass die Hitze bei den Unglücken eine Rolle gespielt haben könnte. Bei Hitze sei die Luft dünner, was die Leistung von Maschinen beeinträchtigte. Ju-Air und Polizei machten zunächst keine Angaben zu den Ursachen der beiden Unglücke.