In der Region um den afrikanischen Tschad-See droht nach Angaben der Vereinten Nationen rund einer halben Million Kindern der Hungertod, sollten sie nicht dringend benötigte humanitäre Hilfen erhalten. Rund zehn Jahre nach Beginn des Konflikts mit der Islamistenmiliz Boko Haram in der Region seien die Sicherheitslage und die humanitäre Situation ernst, sagte die UN-Koordinatorin für den Niger, Bintou Djibo, am Freitag bei einer Konferenz in Genf.

Laut UN-Erhebungen leiden rund fünf Millionen Menschen in den Nachbarländern des Tschad-Sees - Nigeria, Niger, Tschad und Kamerun - unter Nahrungsunsicherheit. Etwa die Hälfte aller Kinder unter fünf Jahren in der Region litten unter akuter und schwerer Unterernährung. "Ohne Behandlung droht ihnen der Tod", warnte Djibo und nannte die Zahl von insgesamt 490.000 gefährdeten Kindern.

Mindestens 20.000 Tote

Die Islamistenmiliz Boko Haram kämpft seit rund zehn Jahren gewaltsam für die Errichtung eines islamischen Gottesstaats im mehrheitlich muslimischen Nordosten Nigerias. In dem Konflikt wurden bisher mindestens 20.000 Menschen getötet. Auch in den Nachbarländern verübt Boko Haram immer wieder Anschläge und Überfälle.

Die UNO rief die internationale Gemeinschaft zu Zahlungen in Höhe von 1,27 Milliarden Euro für humanitäre Hilfen in der Region auf. Bisher sei jedoch nur etwa ein Drittel dieser Summe zugesagt worden, sagte der Hilfskoordinator für Nigeria, Edward Kallon. Wenn das Geld nicht ausreiche, müssten Essensrationen gekürzt werden. Mangelnde Hilfen könnten dazu führen, dass sich junge Leute auf der Suche nach einem anderen Leben Boko Haram anschlössen.