Im Berliner Dom hat die Polizei am Sonntag auf einen 53-jährigen Österreicher geschossen, nachdem dieser dort mit einem Messer hantiert und randaliert hatte. Hinweise auf einen terroristischen Hintergrund lagen einem Polizeisprecher zufolge nach dem Vorfall nicht vor. Der Randalierer wurde ebenso wie ein Polizist verletzt, beide mussten im Krankenhaus behandelt werden. Der Polizist wurde glücklicherweise nur leicht verletzt und konnte noch am selben Abend aus der Behandlung entlassen werden. Ein Video zeigt nun den Vorfall.

Im künstlichen Tiefschlaf

Der am Sonntag im Berliner Dom von der Polizei angeschossene 53-jährige Österreicher wurde am Montag weiter in einem Krankenhaus in der deutschen Hauptstadt behandelt. "Er wurde von den Ärzten aufgrund der Verletzungen in einen künstlichen Tiefschlaf versetzt, befindet sich aber nicht in Lebensgefahr", sagte ein Sprecher des Außenministeriums in Wien am Montag.

"Unsere Botschaft in Berlin steht in direktem Kontakt mit den Polizeibehörden", sagte der Sprecher. Die Berliner Polizei hätte mitgeteilt, dass der Mann, der durch das Hantieren mit einem Messer in der Kirche aufgefallen war, einen geistig verwirrten Eindruck gemacht hätte. Nähere Angaben zur Person seien nicht bekannt. Der 53-jährige gebürtige Wiener hatte am Sonntag im Berliner Dom randaliert. Da er sich nicht beruhigen ließ, schoss schließlich einer von zwei eingetroffenen Polizisten auf ihn. Der Mann wurde an den Beinen verletzt. Auch der zweite Polizist wurde durch das Projektil am Kopf leicht verletzt, konnte aber bereits am Sonntag nach medizinischer Versorgung im Krankenhaus in häusliche Pflege entlassen werden.

Die näheren Umstände und das Motiv des Österreichers seien immer noch unklar und Teil der laufenden Ermittlungsarbeit, hieß es am Montag in Berlin. Da sich der Verdächtige im künstlichen Tiefschlaf befand, war eine Vernehmung nicht möglich. Einen terroristischen Hintergrund gebe es nach bisherigen Erkenntnissen nicht.

Die Polizei wurde um kurz nach 16 Uhr am Sonntagnachmittag vom Personal des Berliner Doms alarmiert, weil der Österreicher dort "mit einem Messer hantiert hat" und "verbal aggressiv war", wie der Polizeisprecher mitteilte. Als zwei Polizisten an der Sehenswürdigkeit im Zentrum Berlins eintrafen, war das Gotteshaus bereits geräumt worden. Zuvor hatten sich den Angaben zufolge rund hundert Besucher im Dom aufgehalten. Im Bereich des Altars kam es dann zu einer Auseinandersetzung der beiden Beamten mit dem 53-Jährigen, bei der nicht nur der Österreicher durch Schusswaffeneinsatz an den Beinen verletzt wurde. Auch einer der beiden Beamten wurde von einer Kugel getroffen, die nach ersten Erkenntnissen der Ermittler aus einer Polizeiwaffe stammte.

Hinweise auf eine Bewaffnung des Randalierers mit einer Schusswaffe hat die Polizei nicht, wie der Sprecher betonte. Das Motiv des Mannes sei noch unklar. "Wir haben nach jetzigem Stand der Dinge keinerlei Erkenntnisse, die in irgendeiner Weise eine terroristische oder islamistische Motivation dieses Tatverdächtigen belegen könnten", hob der Sprecher hervor. Die beiden Verletzen wurden am Sonntagnachmittag in einem Krankenhaus behandelt. Die Mordkommission übernahm die Ermittlungen, was nach einem Schusswaffeneinsatz durch Polizisten üblich ist. Im Berliner Dom hätte um 18 Uhr ein Gottesdienst stattfinden sollen, der jedoch abgesagt wurde.

Der am Ufer der Spree gelegene Berliner Dom wurde im späten 19. Jahrhundert im Stil der Hochrenaissance und des Barock gebaut. Die evangelische Kirche ist 98 Meter hoch und zieht zahlreiche Touristen an, die vom Kuppelumgang in 50 Metern Höhe eine gute Sicht auf zahlreiche Berliner Sehenswürdigkeiten haben. Der Dom liegt zwischen dem Alexanderplatz und dem Brandenburger Tor nahe der Prachtallee Unter den Linden und der Museumsinsel. Im Lustgarten vor dem Dom halten sich gerade im Sommer zahlreiche Menschen auf.