Beim Referendum in Irland hat eine klare Mehrheit der Wähler für ein Ende des strengen Abtreibungsverbots gestimmt. Laut dem am Samstag veröffentlichten Endergebnis votierten 66 Prozent der Teilnehmer für das Recht auf Abtreibung. Die Beteiligung lag bei 64 Prozent, der höchste Wert bei einem Referendum in Irland bisher. Mit dem Votum wurde ein im Jahr 1983 beschlossener Artikel aus der Verfassung gestrichen, der menschliches Leben ab der Empfängnis im Mutterleib unter gesetzlichen Schutz stellte. Frauen und Ärzten drohten für die Durchführung von Schwangerschaftsabbrüchen bis zu 14 Jahre Haft.

Regierungschef Leo Varadkar, der für die Reform ist, bedankte sich schon nach den ersten Prognosen am Freitagabend im Kurzbotschaftendienst Twitter bei allen Iren, die sich an der Abstimmung beteiligten. Das Referendum sei "Demokratie in Aktion". "Es sieht so aus, als würden wir morgen Geschichte schreiben", fügte der Regierungschef hinzu.

Fast 3,5 Millionen Bürger waren aufgerufen, über den achten Zusatzartikel der Verfassung zu entscheiden, der Schwangerschaftsabbrüche strikt untersagt. Schon in den Umfragen vor der Abstimmung hatten die Befürworter einer Lockerung vorne gelegen, viele Stimmberechtigte waren aber bis zuletzt unentschlossen gewesen.

Wie die Befragung von Ipsos/MRBI ergab, votierten 70 Prozent der Frauen für eine Lockerung, 30 Prozent sprachen sich dagegen aus. Bei den Männern stimmten demnach 65 Prozent mit "Ja" und 35 Prozent mit "Nein". Bei älteren Wählern überwog demnach die Ablehnung: Eine Mehrheit der Wähler über 65 Jahre stimmte gegen die Liberalisierung. Bei den 18- bis 24-Jährigen dagegen überwog dem Institut zufolge das "Ja" mit 84 Prozent.

Strenge Regelung

In der katholisch geprägten Republik Irland hat das strikte Verbot von Schwangerschaftsabbrüchen seit einem Referendum 1983 Verfassungsrang. Abtreibungen sind selbst bei Vergewaltigung, Inzest oder einer Missbildung des Fötus untersagt. Bei einer Abtreibung drohen Frauen bis zu 14 Jahre Haft. Seit 2013 sind Abtreibungen in seltenen Fällen erlaubt, wenn das Leben der Mutter in Gefahr ist.

Die Kampagne wurde sehr emotional geführt. Anders als vor dem Referendum 1983 hielt sich die katholische Kirche diesmal zurück - mehrere Skandale um Kindesmissbrauch hatten den Einfluss der einst in Irland übermächtigen Institution zuletzt schwinden lassen.

Die Regierung hat angekündigt, im Falle eines Siegs des Ja-Lagers Abtreibungen in den ersten zwölf Schwangerschaftswochen straffrei zu stellen. Bei bestimmten Indikationen soll sie bis zur 24. Woche erlaubt sein. Im irischen Parlament gibt es eine Mehrheit für das Ende des Abtreibungsverbots.