Nach dem Absturz einer Passagiermaschine auf Kuba ist ein Flugschreiber entdeckt worden. Die Blackbox sei in einem guten Zustand, sagte Verkehrsminister Yzquierdo am Samstag (Ortszeit) im Staatsfernsehen. Experten arbeiteten intensiv an der Absturzstelle, um auch den zweiten Flugschreiber zu finden. Bisher gab es zur Ursache des Absturzes keine offiziellen Angaben.

Derweil bestätigten die Behörden, dass bei dem Unglück 110 Menschen ums Leben gekommen seien. Drei Menschen überlebten schwer verletzt, wie der Verkehrsminister des sozialistischen Karibikstaats, Adel Izquierdo, mitteilte.

Maschine war 40 Jahre alt

Die fast 40 Jahre alte Boeing 737-200 war am Freitagmittag am internationalen Flughafen José Martí von Havanna abgestürzt. Die aus den Trümmern geborgenen drei schwer verletzten Frauen schweben nach Krankenhaus-Angaben in Lebensgefahr. Sie befanden sich im Krankenhaus Calixto García in Havanna.

Von den 113 Menschen an Bord waren 102 kubanische Staatsbürger, zwei kamen aus Argentinien, zwei lebten auf Kuba, kamen ursprünglich aus Afrika. Die sechs Mitglieder der Besatzung stammten wie eine weitere Passagierin aus Mexiko. Bis Samstag seien 15 Tote identifiziert worden, darunter fünf Kinder, teilte Vize-Gesundheitsminister Alfredo González mit. Angaben zum Alter der Kinder machte er nicht.

Die abgestürzte Maschine gehörte der mexikanischen Fluggesellschaft Global Air, auch bekannt als Aerolíneas Damojh, sie wurde jedoch von der staatlichen kubanischen Gesellschaft Cubana gemietet und betrieben. Die Fluggesellschaft Damojh wurde 1990 in Mexiko gegründet, zur Flotte zählen laut mexikanischem Verkehrsministerium lediglich drei Flugzeuge.

Das Flugzeug war fast 39 Jahre alt, wie es auf der Internetseite "Planespotters.net" heißt. Während dieser Zeit gehörte es verschiedenen Fluggesellschaften, im Besitz von Damojh war es nach Angaben der Website seit 2017. Die Airline Cubana hatte die Maschine demnach erst seit Mai diesen Jahres betrieben.

Ex-Pilot berichtet von Sicherheitsmängeln

Marco Aurelio Hernández, ein Ex-Pilot von Global Air, sagte unterdessen der Zeitung "Milenio", er habe von 2005 bis 2013 bei Global Air auch die am Freitag abgestürzte Boeing 737-200 geflogen. Wegen Sicherheitsmängeln bei der mexikanischen Fluggesellschaft habe er 2013 bei der mexikanischen Verkehrsbehörde Beschwerde eingereicht, sagte Hernández der Zeitung. Dabei sei es um mangelnde Wartung der Flugzeuge gegangen. Zwar habe es "sehr fähige" Mechaniker bei Global Air gegeben, ihnen habe es aber an Sorgfalt und an Ersatzteilen gefehlt. Hernández arbeitete nach eigenen Angaben auch mit dem Piloten der Unglücksmaschine, José Luis Núñez, zusammen, der ein "sehr fähiger, sehr gut vorbereiteter" Kollege gewesen sei.

Eine Sprecherin von Global Air, die nicht namentlich genannt werden wollte, bestätigte der Nachrichtenagentur AFP, dass Hernández bei der Fluggesellschaft gearbeitet habe. Zu seiner Beschwerde wollte sie sich nicht äußern.

Neue Prüfung

Hernández schilderte in dem Interview, dass es ihm als Global-Air-Pilot einmal wegen des Zustands seines Flugzeugs verboten worden sei, nach Chile zu fliegen. "Du fliegst zurück, weil dieser Müll nicht in Chile fliegen wird", habe es damals geheißen.

Die Unglücksmaschine war 1979 gebaut worden und zuletzt im November bei einer Sicherheitsüberprüfung gewesen. Dabei sei kein Regelverstoß festgestellt worden, teilte die mexikanische Verkehrsbehörde mit.

Mexikos zivile Luftfahrtbehörde erklärte am Samstag, Global Air werde einer "neuen operativen Prüfung" unterzogen. Diese außerordentliche Prüfung solle zur Aufklärung des Flugzeugabsturzes in Kuba beitragen.