Wegen hoher Lawinengefahr sind im bekannten französischen Skiort Chamonix beim Mont Blanc mehr als hundert Hütten evakuiert worden. Hunderte Menschen wurden zudem angewiesen, drinnen zu bleiben, wie die Behörden am Montag mitteilten. "Die Situation ist außergewöhnlich: Wir hatten so viel Niederschlag in nur 45 Tagen wie sonst in fünf Monaten", sagte der Bürgermeister von Chamonix, Eric Fournier.

Derart viel Schnee gebe es "nur einmal in 15 Jahren". Bis Montagmittag seien mehr als tausend Menschen benachrichtigt worden, sagte Fournier. "Wir haben sie aufgefordert, drinnen zu bleiben und die Fensterläden an den exponierten Seiten zu schließen", sagte er mit Blick auf mögliche Lawinenabgänge. Die meisten Straßen von Chamonix in Richtung Schweiz wurden für den Verkehr gesperrt. Einige Dörfer wurden dadurch von der Außenwelt abgeschnitten, Skilifte wurden gestoppt. Es ist bereits das zweite Mal in diesem Winter, dass die Lawinengefahr im Mont-Blanc-Massiv mit der höchsten Warnstufe fünf angegeben wird.

Zwei Skitourengänger sind im Berner Oberland von einem Schneebrett verschüttet worden. Beide konnten am Sonntagnachmittag nur noch tot aufgefunden werden. Bei den beiden Opfern handelt es sich um eine 50-jährige Schweizerin mit Wohnsitz in Monaco und einen 67-jährigen Schweizer aus dem Kanton Bern, wie die regionale Staatsanwaltschaft und die Berner Kantonspolizei am Montag mitteilten.

Die beiden Tourengängern waren von Turbach in der Gemeinde Saanen aus gestartet. Am Samstagabend wurden die beiden als vermisst gemeldet. Daraufhin wurden die beiden per Helikopter und von Mitgliedern der Alpinen Rettung Schweiz im Gelände gesucht.

"Kinder nicht unbeaufsichtigt lassen"

Eltern wurden aufgerufen, ihre Kinder nicht unbeaufsichtigt im Schnee spielen zu lassen. Sie könnten in den Schneemassen die Orientierung verlieren. "Das kann zu gefährlichen Unfällen führen."

Im Wallis waren Erdrutsche und Überschwemmungen zu befürchten. Zahlreiche Straßen wurden sicherheitshalber gesperrt. Mehrfach mussten wegen Überschwemmungen Feuerwehren aufgeboten werden, wie die Polizei mitteilte.

Dass die Schneefallgrenze in der Nacht auf Montag gestiegen sei, erhöhe die Lawinengefahr noch, sagte Pascal Stoebener, der Verantwortliche für Naturgefahren im Kanton. Man erwarte einen "heißen Tag". Mehrere Gebiete wurden bisher evakuiert, vor allem in den Walliser Bergen.

Höchste Lawinenwarnstufe

Auch Graubünden kämpfte mit dem Schnee. Im Unterengadin waren die Bahnstrecken unterbrochen, wie das Bahnunternehmen mitteilte. Von Filisur nach Davos gelangten Reisende nur mit dem Bus statt mit dem Zug. Ebenso fuhren auf der Arosalinie Busse. Verkehrsprobleme wegen der Lawinengefahr gab es auch im Raum Disentis.

Im Wallis, im Gotthardgebiet und in Teilen von Graubünden herrschte sehr große Lawinengefahr - das entspricht der höchsten von fünf Warnstufen. Im übrigen Alpengebiet war die Lawinengefahr groß.

Auch im Berner Oberland hat es in den vergangenen Stunden kräftig geschneit. Verschiedene Skilifte und -bahnen waren wegen Lawinengefahr geschlossen. Wegen eines Erdrutschs ist seit Montagmorgen die Bahnstrecke von Lauterbrunnen nach Wengen hinauf unterbrochen. Der autofreie Tourismusort war damit von der Umwelt abgeschnitten. Räumungsteams waren an der Arbeit. Die Bahnstrecke sollte im Verlauf des Tages wieder in Betrieb genommen werden können. Wegen Lawinengefahr und starken Schneefalls war die Bahn von Grindelwald und Wengen auf die Kleine Scheidegg und weiter aufs Jungfraujoch eingestellt.